Ukraine Krieg: Ukraine startet Rückeroberungsversuch von Cherson
Im von Moskau annektierten Gebiet Cherson haben ukrainische Streitkräfte Angaben der russischen Besatzer zufolge mit Gegenangriffen begonnen.
Das Wichtigste in Kürze
- 50'000 bis 60'000 Zivilisten wurden in der Region Cherson evakuiert.
- Die Russen erwarten dort eine ukrainische Offensive.
- Kiew hat bereits mit dem Einzug Tausender Soldaten begonnen.
Im von Moskau annektierten Gebiet Cherson haben ukrainische Streitkräfte Angaben der russischen Besatzer zufolge mit Gegenangriffen begonnen. Die Ukrainer seien in Richtung der Orte Nowa Kamjanka und Beryslaw in die Offensive gegangen, schrieb der Vizechef der Chersoner Besatzungsverwaltung, Kirill Stremoussow, am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal.
Bislang seien aber alle Angriffe abgewehrt worden. Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Angaben. Kiew erklärte am Vormittag nur, im Gebiet Cherson einen russischen Kampfhubschrauber vom Typ Ka-52 abgeschossen zu haben.
Zehntausende Soldaten zusammengezogen
Zehntausende von Zivilisten und von Russland ernannte Beamte wurden im Vorfeld aus der südukrainischen Region Cherson abgezogen. Die ukrainische Armee hat nach russischen Angaben Zehntausende Soldaten zusammengezogen.
Noch am Vormittag sagte der Vizechef der Besatzungsverwaltung, Kirill Stremoussow, der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge, dass die Lage bisher «stabil» sei. Eine mögliche Offensive habe noch nicht begonnen. Man erwarte aber einen Angriff. Von der Ukraine gab es zunächst keine Angaben.
Cherson fiel im März im Ukraine-Krieg als einzige ukrainische Gebietshauptstadt in russische Hand. Präsident Wladimir Putin verkündete im Oktober den Anschluss des Gebiets an Russland. International wird die völkerrechtswidrige Annexion nicht anerkannt. Die russischen Soldaten auf dem rechten Dnipro-Ufer gelten als weitgehend abgeschnitten.
Kiew erkannt Cherson-Annexion in Ukraine-Krieg nicht an
Der Chef der russischen Besatzungsverwaltung von Cherson, Wladimir Saldo, kündigte die Evakuierung von Zivilisten vom rechten Dnipro-Ufer an. Saldo sprach von «etwa 50'000 bis 60'000» Menschen, die in Sicherheit gebracht werden sollten. Dies werde etwa sechs Tage in Anspruch nehmen. Der Agentur Tass zufolge wurden die Bewohner des Gebiets bereits per SMS von den Plänen informiert.
Alle von Russland ernannten Behörden in der Stadt Cherson würden ebenfalls den Fluss überqueren. Die Verlegung oder Deportation von Zivilisten durch eine Besatzungsmacht aus einem besetzten Gebiet gilt als Kriegsverbrechen.
Der neue russische Oberbefehlshaber im Ukraine-Krieg, Sergej Surowikin, hatte die Lage in dem Frontabschnitt am Vorabend als schwierig bezeichnet. Die Ukraine beschiesse Wohnhäuser und die Infrastruktur von Cherson.
Durch Artillerietreffer seien die Übergänge über den Fluss Dnipro unpassierbar gemacht. Das erschwere die Versorgung. «Wir werden bedacht und rechtzeitig handeln und schliessen auch schwierige Entscheidungen nicht aus», sagte Surowikin. Dies wurde als Hinweis auf einen möglichen Rückzug verstanden.