Ukraine nutzt jetzt russische Kampf-Strategien
Die Ukraine setzt gegen Russland vermehrt auf Aktionen zu Wasser. Beobachter sehen hierin den Versuch, Moskau mit dessen eigenen Mitteln zu schlagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit der Kündigung des Getreideabkommens setzt Moskau die Ukraine weiter unter Druck.
- Kiew schlägt mit ähnlichen Mitteln zurück und greift Russland zu Wasser an.
- Experten sehen hierin die versuchte Umsetzung langfristiger Ziele.
Zuletzt geriet die ukrainische Gegenoffensive zu Land ins Stocken. Umso erfolgreicher scheint sich das Vorgehen gegen die russischen Invasoren aktuell zu Wasser zu gestalten. Beobachtern zufolge rücken das Schwarze Meer und das angrenzende Asowsche Meer nun vermehrt ins Zentrum der Kampfhandlungen.
Verstärkte Kampfhandlungen im Schwarzen Meer
Wie unter anderem das Magazin «Focus» berichtet, setze Kiew offenbar darauf, Russland mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. So hatte Moskau im vergangenen Monat ein für die Ukraine massgebliches Getreideabkommen aufgekündigt. Seither gelten dringend notwendige Exporte über das Schwarze Meer als nicht mehr sicher.
Nun verstärke das ukrainische Militär sein Vorgehen gegen die russische Präsenz vor der Küste. Denn auch für Russland handelt es sich bei den Seewegen um strategisch wichtige Routen. So werden die Passagen von Russland ausgiebig für Öl-Exporte genutzt.
Drohnenangriffe auf russische Präsenz
Unter anderem griffen ukrainische Drohnen den russischen Tanker SIG in der Strasse von Kertsch an. Die Meerenge befindet sich vor der von Russland annektierten Halbinsel Krim. Auch eine strategisch wichtige Brücke habe deshalb zeitweise nicht genutzt werden können.
Weiterhin hätten Drohnen am Freitag ein russisches Marineschiff auf dem Schwarzmeer-Stützpunkt Noworossijsk südlich von Kertsch angegriffen. Dies erklärte die Ukraine. Russland teilte mit, dort einen Angriffsversuch von zwei unbemannten ukrainischen Booten abgewehrt zu haben.
«Wir können euch überall angreifen»
Beobachter gingen laut «Focus» davon aus, dass die aktuellen ukrainischen Angriffe zur See Teil eines «umfassenderen Plans» gewesen seien. Mutmasslich gehe es darum, russische Schiffe ausser Gefecht zu setzen, um die Versorgung der Streitkräfte nachhaltig zu stören. So habe der attackierte Tanker SIG dringend benötigten Treibstoff an Bord gehabt.
Mit den Angriffen sende Kiew eine Botschaft Richtung Moskau. Diese laute: «Das Schwarze Meer ist nicht mehr sicher, wir können euch überall angreifen.»