Unicef: Corona-Pandemie ist die schlimmste Krise für Kinder seit 75 Jahren
Die Corona-Pandemie ist nach Einschätzung von Unicef die schlimmste Krise für Kinder seit der Gründung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen vor 75 Jahren.
Das Wichtigste in Kürze
- UN-Kinderhilfswerk beklagt Rückschläge im Kampf gegen Armut und Hunger.
Durch die globale Gesundheitskrise seien «in Jahrzehnten errungene Fortschritte für Kinder in Gefahr» geraten, teilte Unicef am Donnerstag mit.
In dem Bericht «Ein verlorenes Jahrzehnt vermeiden» dokumentiert die UN-Organisation negative Entwicklungen unter anderem im Kampf gegen Armut und Hunger, im Bereich der Bildung sowie beim Schutz von Kindern. Die Rechte von Kindern seien «in einem nie dagewesenen Mass bedroht», erklärte Unicef.
Nach Angaben von Unicef gerieten wegen der Pandemie bislang schätzungsweise hundert Millionen Kinder zusätzlich in «mehrdimensionale Armut». Das entspreche einem Anstieg von zehn Prozent seit 2019. Auf dem Höhepunkt der weltweiten Corona-Lockdowns konnten dem Bericht zufolge 1,6 Milliarden Kinder nicht zur Schule gehen. Weltweit seien im ersten Pandemiejahr fast 80 Prozent des Präsenzunterrichts ausgefallen. 23 Millionen Mädchen und damit vier Millionen mehr als im Vorjahr hätten keine Regelimpfungen gegen gefährliche Infektionskrankheiten erhalten.
Die Zahl der arbeitenden Kinder sei auf 160 Millionen gestiegen, beklagte Unicef. Es bestehe die Gefahr, dass bis Ende 2022 weitere neun Millionen Kinder in die Kinderarbeit geraten, weil sie zum Lebensuntererhalt ihrer Familien beitragen müssen. 50 Millionen Kinder leiden dem Bericht zufolge schon heute an Auszehrung, der schwersten Form akuter Mangelernährung. Unicef warnte, dass sich diese Zahl im kommenden Jahr um neun Millionen Kinder erhöhen könnte.
«Seit seiner Gründung hat Unicef dazu beigetragen, Kindern auf der ganzen Welt ein gesünderes und sichereres Aufwachsen zu ermöglichen, mit grossen Fortschritten für Millionen von ihnen», erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Diese Errungenschaften seien nun aber in Gefahr: «Während die Zahl der Kinder, die hungern, nicht zur Schule gehen, missbraucht werden, in Armut leben oder zwangsverheiratet werden, steigt, sinkt die Zahl der Kinder, die Zugang zu medizinischer Versorgung, Impfstoffen, ausreichender Nahrung und wichtigen Dienstleistungen haben.»
Unicef warnt in dem Bericht ausserdem «vor extremen Gefahren für Kinder und ihre Rechte durch Kriege, Konflikte und den Klimawandel». Schätzungsweise 426 Millionen Mädchen und Jungen wachsen demnach in Konfliktregionen auf. Eine Milliarde Kinder lebten in Ländern, die durch die Auswirkungen des Klimawandels «extrem gefährdet» seien.
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken verlangte Unicef unter anderem Investitionen in die soziale Sicherung, entschlossene Massnahmen zum Kampf gegen die Pandemie und gegen Rückschritte bei der Ernährung und der Gesundheit von Kindern sowie die Sicherstellung von qualitativ guter Bildung.