Unwetter Deutschland: Anzahl Todesopfer erhöht sich auf 141
Auch Deutschland wird von heftigen Unwettern heimgesucht. Mindestens 141 Menschen starben, viele weitere werden vermisst. Die Entwicklung sehen Sie im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch in Deutschland haben die Unwetter heftige Auswirkungen.
- Mindestens 141 Menschen verloren in den Fluten ihr Leben, viele weitere werden vermisst.
- Die Entwicklung im Nachbarland können Sie hier im Ticker mitverfolgen!
20.25: CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat sich für den Eindruck entschuldigt, er habe sich während der Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im nordrhein-westfälischen Hochwassergebiet unangemessen verhalten.
Er bedauere den Eindruck, der durch eine Gesprächssituation entstanden sei. «Dies war unpassend und es tut mir leid», schrieb Laschet auf Twitter. «Uns liegt das Schicksal der Betroffenen am Herzen, von dem wir in vielen Gesprächen gehört haben.»
17.54: Ein lachender Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) beim Besuch im vom Unwetter heimgesuchten Erftstadt in Nordrhein-Westfalen hat bei der SPD für empörte Reaktionen gesorgt.
«Ich bin wirklich sprachlos», schrieb SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Samstagnachmittag auf Twitter und verlinkte auf ein in den Online-Netzwerken kursierendes Video. Darin lacht Laschet im Hintergrund zusammen mit Umstehenden, während ein sichtlich betroffener Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Betroffenen in der Katastrophenregion Solidarität und Hilfe verspricht.
Ich bin wirklich sprachlos. https://t.co/ai8nVBamvy
— Lars Klingbeil 🇪🇺 (@larsklingbeil) July 17, 2021
SPD-Vizechef Kevin Kühnert schrieb auf Twitter: «eine Frage des Charakters». Steinmeier und Laschet, der sich für die Union um die Kanzlerschaft bewirbt, hatten sich zuvor gemeinsam ein Bild von der Lage im schwer getroffenen Ort Erftstadt gemacht. Beide dankten dort den Einsatzkräften. Laschet versprach, das Land Nordrhein-Westfalen werde «alles dafür tun», um Direkthilfe für die Betroffenen zu organisieren.
17.13: «Wir haben bisher Kenntnis von vier Todesfällen von Feuerwehrangehörigen und wissen nicht, ob diese Zahl stehen bleiben wird», erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen, Bernd Schneider, am Samstag. Aktuell seien im Land noch fast 20'000 Feuerwehrleute im Einsatz.
In Altena ertrank ein Feuerwehrmann, als ihn eine Flutwelle mitriss. In Werdohl sei ein Feuerwehrmann im Einsatz kollabiert und habe trotz sofortiger Rettungsmassnahmen nicht mehr gerettet werden können.
Weiter sei in Nettersheim ein Feuerwehrangehöriger bei einer Menschenrettung ums Leben gekommen. Ein Angehöriger der Feuerwehr Rheinbach sei im Einsatz leblos aufgefunden worden und später im Krankenhaus gestorben.
16.45: Die Zahl der Todesopfer bei der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen hat sich auf 141 erhöht.
Im rheinland-pfälzischen Kreis Ahrweiler seien 98 Tote bestätigt, teilte die Polizei Koblenz am Nachmittag mit. Aus Nordrhein-Westfalen wurden bislang 43 Opfer gemeldet.
Die Anzahl der Verletzten in Ahrweiler liege bei 670, fügte die Polizei hinzu. Zahlreiche Menschen werden noch vermisst.
16.02: Die Bezirksregierung Köln teilte heute Nachmittag mit, dass der Absperrdamm an der Steinbachtalsperre in Nordrhein-Westfalen noch versagen könnte. Grosse Teile des Damms seien durch Überströmung weggebrochen, gleichzeitig laste ein enorm hoher Druck auf dem Damm. Vorsorglich seien weitere Evakuierungen im Bereich der Talsperre geplant.
Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) pumpten auch heute Samstag Wasser aus dem Stausee ab. Am Freitagabend schon hatte der durch Geröll verstopfte Grundablass geöffnet werden können.
Eine Entwarnung könne nach Experteneinschätzung allerdings erst bei einer Zweidrittel-Entleerung gegeben werden, warnte die Bezirksregierung am Samstag. Dies könnte «nach vorsichtiger Schätzung» Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr erreicht sein. Bis dahin bestehe weiterhin akute Dammbruchgefahr.
14.51: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Menschen seine Anteilnahme ausgesprochen.
«Wir trauern mit denen, die Freunde, Bekannte oder Familienmitglieder verloren haben. Ihr Schicksal zerreisst uns das Herz», sagte Steinmeier bei einem Besuch im besonders betroffenen Ort Erftstadt.
«Viele haben alles verloren, was sie sich ihr Leben lang aufgebaut haben», sagte Steinmeier. Er dankte den Einsatzkräften und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltungen, die die Einsatzleitung geschultert hätten.
13.00: Bundeskanzlerin Angela Merkel will am Sonntag die von der Flutkatastrophe betroffenen Gebiete persönlich besuchen. Konkret soll sie sich vom stark betroffenen Ort Schuld in der Eifel (Rheinland-Pfalz) ein Bild vor Ort machen wollen.
11.18: Polen hat sich angesichts der Hochwasserkatastrophe in Deutschland und anderen Ländern zur Unterstützung bereiterklärt. «Ich habe Kanzlerin Angela Merkel Hilfe angeboten. Sie hat mir sehr gedankt», sagte Ministerpräsident Morawiecki am Samstag dem Sender Radio Olsztyn.
Auch Belgien, das von dem Hochwasser ebenfalls stark betroffen ist, habe man ein entsprechendes Angebot gemacht. Polens Präsident Andrzej Duda hatte bereits am Freitag in einem Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Familien der Todesopfer und den vom Hochwasser Geschädigten seine Anteilnahme ausgesprochen.
11.01: Mit einem eindringlichen Appell hat sich die Polizei in Rheinland-Pfalz zum Start ins Wochenende über Twitter an potenzielle Hochwassertouristen und Gaffer gewandt. «Es ist nicht an der Zeit für Touren in einem Katastrophengebiet», hiess es am Samstag von der Polizei in Mainz.
Denn viele Menschen hätten dort gerade erst «grosses Leid und Verluste erfahren». Während des Katastropheneinsatzes seit Donnerstag war es bereits zu Behinderungen durch Schaulustige gekommen
07.03: Nach der Hochwasserkatastrophe im Grossraum Ahrweiler ist die Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz bis Samstagmorgen nach Polizeiangaben auf über 90 gestiegen. Die landesweite Anzahl Todesopfer steht somit bei mindestens 133.
Es sei zu befürchten, dass noch weitere Todesopfer hinzukommen, teilte die Polizei am Samstagmorgen mit. Insgesamt liege dem Polizeipräsidium die Meldung über insgesamt 618 Verletzte vor. Auch diese Zahl könne sich noch weiter erhöhen. Auch mehr als zwei Tage nach dem Unglück werden noch Menschen vermisst.
00.34: Im Kreis Heinsberg im Westen von Rheinland-Pfalz ist ein Damm der Rur gebrochen. Nach Informationen der Bezirksregierung Köln haben Rettungskräfte damit begonnen, in Wassenberg den Ortsteil Ophoven zu evakuieren. Betroffen sind laut der Mitteilung via Twitter vom späten Freitagabend rund 700 Einwohner. Wie gross der Schaden durch den Dammbruch ist, ist derzeit noch nicht bekannt.
Die Rur hat seine Quelle in der Eifel und mündet bei Roermond in den Niederlanden in die Maas. Wie der WDR berichtet, hätten die Niederländer dort, wo die Rur in die Maas fliesst, Schleusenklappen geschlossen. Dadurch entstehe ein Rückstau. Der örtliche Bürgermeister wolle Kontakt zu den Niederländern aufnehmen, heisst es.
22.14: In Rheinland-Pfalz wurden zwei weitere Todesopfer gemeldet. In Rheinland-Pfalz sind damit bisher 65 Menschen ums Leben gekommen. In Nordrhein-Westfalen sind es 43 Opfer. Die Gesamtzahl der bestätigten Todesopfer erhöhte sich damit auf 108. Zahlreiche weitere Menschen wurden noch vermisst.
Zusammenfassung 20.15 Uhr: Bis zum Freitagabend wurden insgesamt 106 Todesopfer gezählt. In Rheinland-Pfalz kamen nach offiziellen Angaben mindestens 63 Menschen ums Leben, in Nordrhein-Westfalen 43. In beiden Bundesländern wurden zudem noch viele Menschen vermisst, ihre genaue Zahl war weiterhin unklar. In der Nacht und am Samstag sollten die Such- und Rettungsarbeiten weitergehen. Bei mancherorts sinkenden Pegelständen und weniger Regen deutete sich immerhin etwas Entspannung an.
In Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln kam es freitags zu gewaltigen Erdrutschen, es bildeten sich Krater im Erdreich. Nach Stand Freitagabend stürzten drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg ein. Es war unklar, wie viele Opfer es gab.
23 Städte und Landkreise sind in Nordrhein-Westfalen nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerung und Katastrophenschutz (BBK) in Bonn von Überschwemmungen betroffen. In Rheinland-Pfalz ist der Kreis Ahrweiler Schwerpunkt der Katastrophe. Mindestens 362 Menschen wurden hier verletzt, wie die Polizei in Koblenz am Freitag mitteilte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plant, in die betroffene Region in Rheinland-Pfalz zu reisen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) besuchen am Samstag den besonders von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Rhein-Erft-Kreis. Laschet beklagte eine «Flut-Katastrophe von historischem Ausmass». Es sei zu befürchten, dass die Opferzahlen weiter steigen.
Im Westen Deutschlands waren auch am Freitagnachmittag noch rund 102'000 Menschen ohne Strom. Das Unwetter und die daraus entstandenen Überflutungen sorgten weiterhin für Ausfälle in der Stromversorgung in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, teilte der Energieversorger Westenergie in Essen mit.
Das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz meldete bis Samstagmorgen zwar für fast das ganze Bundesland eine geringe Hochwassergefährdung. In der Region rund um Altenahr sowie in Teilen der Eifel seien aber noch immer vereinzelte Überflutungen möglich. In Nordrhein-Westfalen wird mit fallenden Wasserständen gerechnet, dies werde aber teils nur langsam geschehen.
Mit Hochwasser haben auch Nachbarländer Deutschlands zu kämpfen. In Belgien kamen durch das Unwetter mindestens 14 Menschen ums Leben, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. In der Schweiz stiegen Flusspegel nach starken Regenfällen massiv an. In den Niederlanden rissen Fluten ein Loch in den Deich eines Kanals bei Maastricht, zahlreiche Menschen mussten ihre Häuser verlassen.