WHO fordert Krisen-Mechanismus bei künftigen Pandemien
Laut WHO ist für künftige Pandemien ein Krisen-Mechanismus zwingend nötig. Demnach sei kein Gesundheitssystem auf das Coronavirus vorbereitet gewesen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die WHO fordert für künftige Pandemien einen Krisen-Mechanismus.
- Kein Gesundheitssystem sei auf die aktuelle Coronavirus-Krise vorbereitet gewesen.
- Ein solcher Mechanismus müsse dabei in Friedenszeiten aufgebaut werden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält einen Krisen-Mechanismus bei künftigen Pandemien für zwingend nötig. Kein Gesundheitssystem sei auf die aktuelle Corona-Pandemie vorbereitet gewesen. Dies sagte Hans Kluge, Leiter der Europäischen Sektion der WHO.
Die Staaten müssten in der Lage sein, sofort in den Krisenmodus umzuschalten, sollten es Anzeichen für eine Pandemie geben. So Kluge in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» (Freitagausgabe).
Corona-Krise ist mit Kriegszeiten zu vergleichen
Einen solchen Mechanismus müsse in Friedenszeiten aufgebaut werden. Er benutze bewusst den Begriff Friedenszeiten: Die Erfahrungen in Italien und Spanien in der Corona-Krise mit Kriegszeiten vergleichbar seien, sagte der WHO-Europa-Direktor weiter.
Kluge zieht zweitens als Fazit aus sechs Monaten Pandemie, dass es eine internationale Solidarität braucht. Der Streit um Schutzausrüstungen zu Beginn der Krise sei bezeichnend gewesen. Wenn Solidarität nicht von Herzen komme, dann wenigstens vom Hirn.
Und drittens sollte es keine Debatte um Gesundheit versus Ökonomie geben. Es sei möglich, das Virus im Land zu haben und trotzdem Wirtschaft und Bildung aufrechtzuerhalten. «Es darf nicht sein, dass wir alte Menschen von Covid-19 abschirmen und sie dann aus Einsamkeit sterben.»
Kluge beeindruckt von Schnelligkeit der Forschung
Als sehr positiv habe er das Engagement der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen erlebt. Das gelte auch für alle, die das gemeinschaftliche Leben aufrechterhalten hätten. Ferner sei er beeindruckt von der Schnelligkeit, mit der die Forschung an Medikamenten und Impfstoffen begonnen worden sei.
Enttäuscht sei er davon, dass eine Minderheit von Menschen noch immer glaube, die Lungenkrankheit Covid-19 sei nicht ihr Problem. Diese Personen gefährdeten damit andere. Das gelte namentlich für jene, die Partys ohne Schutzmassnahmen veranstalteten.