Der Ausbau der erneuerbaren Energien für mehr Klimaschutz war ins Stocken geraten, vor allem bei der Windkraft. Seit Jahresbeginn geht es leicht bergauf. Die Branche aber sagt: Wir sind weit weg von dem, was wir leisten könnten.
Windenergie
Ein Park zur Produktion von Windenergie in Brandenburg. Foto: Patrick Pleul/zb/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zubau neuer Windräder an Land hat seit Jahresbeginn Fahrt aufgenommen.
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Das notwendige Tempo beim Ausbau auf dem Niveau früherer Jahre aber ist aus Branchensicht längst nicht erreicht.

Im ersten Quartal wurden bundesweit 107 neue Windenergieanlagen in Betrieb genommen mit einer Gesamtleistung von 348 Megawatt - das war etwa 2,5 mal so viel wie im Vorjahresquartal, wie aus vorläufigen Zahlen der Fachagentur Windenergie an Land hervorgeht. Sie liegen der Deutschen Presse-Agentur vor.

Weil auch Anlagen stillgelegt wurden, liegt der sogenannte Nettozubau von Januar bis Ende März bei 66 Anlagen mit einer Leistung von 309 Megawatt. Neue Windräder haben deutlich mehr Leistung als alte. Die meisten neuen Anlagen gingen in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ans Netz.

Dass nun wieder mehr Anlagen in Betrieb genommen wurde, liegt nach Auskunft der Fachagentur daran, dass es 2017 viele Zuschläge gab. Im Mittel vergingen aber zwei Jahre, bis die Anlagen in Betrieb gehen.

Die Zubau-Situation liegt nach Auskunft der Fachagentur allerdings weit hinter dem zurück, was in den Jahren 2015 bis 2018 jeweils im ersten Quartal in Betrieb genommen wurde - im Durchschnitt waren es seinerzeit 315 neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 916 Megawatt. Die Zahl der in den ersten drei Monaten neu genehmigten, aber noch nicht in Betrieb genommenen Windenergieanlagen stagnierte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers, sagte der dpa: «Wir sind weit weg von dem, was die Branche leisten könnte. Der energiewirtschaftlich und klimapolitisch viel zu geringe Zubau gefährdet die Ziele der Bundesregierung und führt direkt in die Ökostromlücke.» Trotz Corona-Krise müsse jetzt gehandelt werden. Die Aufgabenliste lasse sich auch im Homeoffice abarbeiten. «Die Branche braucht kein Geld, sondern den Abbau von Hemmnissen.» So müssten Bestandsflächen gesichert, Verfahren gestrafft und verkürzt werden.

Im vergangenen Jahr waren nach Angaben der Windkraft-Branche so wenige Windkraftanlagen an Land hinzugekommen wie noch nie, seit die Energiewende mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz im Jahr 2000 auf den Weg gebracht wurde. Wie Branchenverbände mitgeteilt hatten, wurden 2019 nur 325 neue Windkraftanlagen mit 1 078 Megawatt neu gebaut. Das waren 55 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Weil auch Anlagen abgebaut wurden, stieg die Zahl insgesamt um 243 Windräder auf deutschlandweit rund 29.500.

Die Branche hält aber einen Zubau von rund 5000 Megawatt pro Jahr nötig, um auf einen Anteil des Ökostroms am Stromverbrauch von 65 Prozent Ökostrom bis 2030 zu kommen. Das ist das Ziel der Bundesregierung, 2019 lag der Anteil bei mehr als 42 Prozent.

Als Hauptgründe für die Ausbaukrise gelten lange Genehmigungsverfahren für Windparks und zu wenig ausgewiesene Flächen. Ausserdem gibt es vor Ort zum Teil heftige Proteste gegen Windräder.

Am Ökostrom-Ausbau hängt die gesamte Energiepolitik der Bundesregierung. Ende 2022 soll das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen, derzeit wird zudem der Kohleausstieg bis spätestens 2038 organisiert. Vor allem über das Thema Akzeptanz von Windrädern streitet die Koalition seit Monaten. Ein Konflikt in der grossen Koalition darüber, wie genau eine bundesweite Regelung zum Mindestabstand von 1000 Metern zwischen Windrädern und Wohnhäusern gestaltet werden soll, ist seit Monaten ungelöst.

Mitte März waren Koalitionsgespräche zum Ökostrom-Ausbau erneut gescheitert. Daraufhin hatten Bund und Länder sich auf eine Arbeitsgruppe verständigt, die den Durchbruch bringen soll. Ein Termin dafür ist noch nicht bekannt.

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