Wladimir Putin: Frau muss Strafe fürchten – weil sie Frage stellte
Eine Frau schickt eine Frage zur Pressekonferenz von Wladimir Putin ein. Kurz darauf wird sie von den Behörden mit dem Vorwurf des illegalen Protests besucht.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Frau weist bei Putins Pressekonferenz auf fehlende Spielplätze in ihrem Dorf hin.
- Nun wird ihr die Organisation eines illegalen Protests vorgeworfen.
- Behördenvertreter haben sie bereits bei ihr zu Hause besucht.
In seiner Fragestunde «Direkter Draht» beantwortete Wladimir Putin Mitte Dezember Fragen von russischen Bürgern live im TV. Im Vorfeld der Sendung wurde ein Aufruf gestartet. Jeder könne sich mit einem Problem melden, man werde definitiv gehört.
Diesem Aufruf folgte auch die Russin Marina Smetannikova. Darüber berichtet das kremlkritische Portal Meduza unter Berufung auf einen Post der Frau im sozialen Netzwerk «VK». Sie nahm zusammen mit Nachbarn ein Video auf und wies darin auf das Fehlen von Spielplätzen in ihrem Dorf hin. Sie lebt rund 60 Kilometer von Moskau entfernt.
In dem Video hielten die Bewohner Schilder hoch, auf denen unter anderem stand: «Unsere Kinder sind keine Priorität.»
Doch der eigentlich harmlose Hinweis auf ein leicht zu lösendes Problem wird Smetannikova nun zum Verhängnis. Wie sie schreibt, werde ihr nun vorgeworfen, einen nicht erlaubten Protest organisiert zu haben. Behördenvertreter hätten bei ihr und einigen ihrer Nachbarn angeklopft. Sie fürchten, dass sie bestraft werden könnten.
Verständnis hat Smetannikova dafür nicht: Sie habe keine politischen Forderungen, Slogans oder Aussagen verwendet, die «in Russland verboten sind». Zudem habe sich die Gruppe bereits Anfang Jahr in den Lokalmedien zu den fehlenden Spielplätzen geäussert.
Wladimir Putin bei Pressekonferenz zu Rücktritt aufgefordert
In Russland sind die Regeln bezüglich Kritik am Ukraine-Krieg und an Putin eindeutig: Sie ist verboten. Selbst das Wort Krieg ist untersagt, Russen müssen von einer «militärischen Spezialoperation» sprechen. Doch scheinbar sind auch Hinweise auf Probleme, die mit dem Krieg nichts zu tun haben, verboten.
Smetannikova berichtet, in acht russischen Regionen gehe es Personen ähnlich: Sie hätten Wladimir Putin eine Frage eingeschickt und müssen nun mit einer Strafe rechnen.
Bei der Pressekonferenz beantwortete der Kremlchef ausgewählte Fragen. Doch auf die grossen Bildschirme im Studio schafften es auch sehr kritische Botschaften. So wurde Wladimir Putin unter anderem zum Rücktritt aufgefordert. Ob Moskau herausgefunden hat, wer dahinter steckte, ist unklar.