Bei der Fragestunde von Wladimir Putin tauchen auch kritische Fragen und Rücktrittsaufforderungen auf. Diese ignoriert der Kremlchef gekonnt.
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Wladimir Putin beantwortete im Live-TV ausgewählte Fragen der Bürger. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem TV-Anlass beantwortet Wladimir Putin ausgewählte Fragen von Bürgern.
  • Auch kritische Anmerkungen schaffen es auf die Bildschirme.
  • Diese ignoriert Putin, dafür spricht er über den Krieg und die Mobilmachung.
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Kremlchef Wladimir Putin will sich in Russland ein weiteres Mal wählen lassen und das Land bis 2030 regieren. Zum Auftakt des Wahlkampfs stellte er sich vor den Kameras den Fragen, die Bürger einschicken konnten. Dabei sprach er über den Krieg, lobte seine Soldaten und wetterte gegen die Ukraine.

Die Fragen schienen von den Verantwortlichen ausgesucht worden zu sein, kritische gab es kaum.

Doch einige schafften es dennoch auf den grossen Bildschirm hinter den Kameraleuten. «Kandidieren Sie nicht für eine weitere Amtszeit», wurde Putin aufgefordert. Er solle Platz machen für die Jungen.

Andere kritische Fragen drehten sich um die Lebensqualität in Russland: «Herr Präsident, wann wird das reale Russland dasselbe sein wie das im Fernsehen?» Oder: «Wann wird es möglich sein, in das Russland zu ziehen, von dem sie uns auf Chanal One erzählen?» Putin wurde auch gefragt, weshalb seine Realität im Widerspruch zur gelebten Realität der Bürger stehe.

Ein Einsender rechnete nicht damit, dass seine Frage gezeigt werde: «Diese Frage wird nicht gezeigt werden. Aber ich möchte wissen, wann unser Präsident sich um sein eigenes Land kümmern wird.» Es gebe keine Bildung, keine Gesundheitsversorgung – «der Abgrund liegt vor uns».

Wladimir Putin will Kinder «patriotisch erziehen»

Diese Fragen ignorierte der Kremlchef gekonnt. Stattdessen erzählte er einem Soldaten, der nach dem Krieg unterrichten will, dass Kinder wichtig seien. «Krieg wird nicht von Generälen gewonnen, sondern von Lehrern.»

Er wolle die «patriotische Erziehung der Kinder» stärken. Und deshalb sollen in Zukunft mehr Soldaten mit Fronterfahrung in die Schulen gehen. Bereits 1000 Soldaten würden bereits so eingesetzt.

Ukraine Krieg
Wladimir Putin gibt einem Soldaten die Hand. (Archivbild) - Keystone

Zudem beruhigt Wladimir Putin junge Männer, die sich vor einer weiteren Mobilmachung fürchten. Diese sei nicht notwendig, verkündet der Kremlchef. Denn fast eine halbe Million Männer seien freiwillig in den Krieg gezogen. «Der Zustrom jener, die bereit sind, die Interessen des Landes mit der Waffe zu verteidigen, nimmt nicht ab.»

Glauben Sie, dass Wladimir Putin bis 2030 weiterregieren wird?

Wie es die kritischen Fragen in die Sendung geschafft haben, ist unklar. Eine Theorie ist es, dass ein unzufriedener Mitarbeiter des Senders sie aufgeschaltet hat. Eine andere besagt, der Kreml habe sie absichtlich gezeigt. Der «Telegraph» zitiert einen russischen Politologen, der sagt, dass so der Eindruck von Meinungsfreiheit erweckt werden solle.

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