Wladimir Putin inszeniert sich laut Kenner bewusst als wahnsinnig
Ein Kreml-Kenner ist sicher: Wladimir Putin «tut so, als wäre er wahnsinnig». Das sei Teil seiner Strategie im Ukraine-Krieg.

Das Wichtigste in Kürze
- Einem Kreml-Kenner zufolge inszeniert sich Wladimir Putin bewusst als Irrer.
- Der Westen müsse nur «in sehr klarer Sprache» mit dem russischen Präsidenten sprechen.
- Zudem sei Russland derzeit zunehmend mit innenpolitischen Themen konfrontiert.
Er hat den Westen das Fürchten gelehrt: Wladimir Putin galt lange als unberechenbarer Stratege, den man nicht unterschätzen darf. Nach dem Einmarsch seiner Truppen in die Ukraine drohte der russische Präsident regelmässig mit einer Atom-Eskalation.
Mittlerweile erlitt der Kreml-Chef schwere Niederlagen im Krieg.
Dennoch: Putin wird im Westen zunehmend als gefährlicher Verrückter wahrgenommen. Doch das ist alles Kalkül – so lautet zumindest die Einschätzung des Kreml-Experten Andrei Piontkowski.
Der 28-Jährige war Chef der Moskauer Denkfabrik «Strategic Studies Center» und ist regelmässig im ukrainischen Fernsehen zu Gast. In einem Interview hat er nun versucht, hinter die Fassaden des russischen Machthabers zu blicken.
Westen soll mit Wladimir Putin in «sehr klarer Sprache» sprechen
«Putin ist kein Märtyrer und kein Wahnsinniger», glaubt der Kreml-Kenner. «Er tut aber so, als sei er ein Wahnsinniger.» Russlands Machthaber inszeniere sich bewusst als unberechenbarer Irrer, den man nicht provozieren dürfe. Er wolle, dass seine roten Linien unbedingt beachtet werden.
Doch die Realität sei eine andere: «Putin nimmt die militärische Realität wahr und berücksichtigt sie», so Piontkowski. Als Beweis nennt er Russlands Truppenabzug nach der Niederlage in Cherson. Trotz anfänglichen Atomdrohungen hätten sich die Russen schliesslich ohne weitere Eskalationen aus der ukrainischen Grossstadt zurückgezogen.
Der Westen müsse lernen, dass man «in sehr klarer Sprache» mit Wladimir Putin sprechen müsse. Deshalb habe der Kreml-Chef auch nach «sehr ernsthaften Warnungen» aus Washington von seinen Atom-Drohungen abgelassen.
Ziel ist nicht mehr Sieg im Ukraine-Krieg
Zudem sei Moskau derzeit zunehmend mit sich selbst beschäftigt. Piontkowski zufolge gehe es der Regierung nicht mehr um den Sieg im Ukraine-Krieg. Die politisch-militärische Führung habe «keine Zeit, über die Vernichtung der Ukraine nachzudenken». Vielmehr gehe es darum, «die eigene Haut zu retten – ihre Macht und auch ihr Leben».
Der Ukraine-Krieg habe das Land massiv geschwächt. «Es gibt keinen Menschen in Russland mehr, der nicht versteht, dass der Krieg verloren ist. Der russische Pseudostaat bereitet sich nun auf schwerste innere Konflikte vor», sagt der Experte.