Wladimir Putin: Russischer Autor gibt Einblick in Mediensystem
Dmitri Gluchowski, ein russischer Schriftsteller, gibt tiefe Einblicke in die Medienwelt in seiner Heimat. Der Krieg sei bis vor Kurzem nur eine TV-Show gewesen,
Das Wichtigste in Kürze
- Der bekannte Schriftsteller Dmitri Gluchowski war zu Gast bei Markus Lanz.
- Dabei schildert er unter anderem die Zustände im russischen Mediensystem.
- In seiner Heimat werde alles getan, um Putin machtvoll wirken zu lassen.
Dmitri Gluchowski könne so gut wie nur wenige andere beschreiben, welches Land Russland unter Wladimir Putin geworden sei. Das erklärte Moderator Markus Lanz am Dienstagabend in seiner Talkshow. «Kein Staat mehr, sagt er, sondern eine Mafia-Organisation», so Lanz.
«Macht des Fernsehens unvergleichbar»
Der Autor habe vor 15 Jahren bei Kremlin Pool, einer Gruppe russischer Journalisten gearbeitet. Diese sind akkreditiert, um über den Präsidenten zu berichten.
Die Treffen mit Putin hätten sich sehr unbeeindruckend angefühlt. Die Medien in Russland würden alles tun, um den Machthaber machtvoll wirken zu lassen. Offenbar mit Erfolg. «Die Macht des Fernsehens ist unvergleichbar bei uns», so Gluchowski.
Bei seinem Besuch im ZDF-Studio war der 43-Jährige überrascht, dass es keine bewaffnete Security gab. «Bei uns wird das Hauptstudio wie eine Militärbasis verteidigt. Die Menschen, die Fernsehen kontrollieren, können jede Sache erzählen – und die Leute sind überzeugbar», erzählt er.
Widerstand wird unter Wladimir Putin bestraft
Putin hätte keine so machtvolle Erscheinung, gäbe es das Fernsehen in Russland nicht, glaubt Gluchowski. Die Bevölkerung habe trotz der Mobilmachung weiterhin grosses Vertrauen in die Medien des Landes.
«Vor der Mobilmachung konnte die Mehrheit der Russen den Krieg als TV-Show beobachten», so Gluchowski. «Patriotisch, atemberaubend, begeisternd – aber eben nur als Fernsehshow.»
Aber: In den letzten zwei Jahrzehnten unter Wladimir Putin hätten die Menschen gelernt, dass Widerstand bestraft werde. «Die Russen sind sehr konform, weil sie Angst vor dem Staat haben, und wollen keinen Widerstand zeigen.»
Gluchowski drohen bei der Einreise in seine Heimat bis zu 15 Jahre Straflager, weil er den Ukraine-Krieg als «Krieg» bezeichnet.