Cholesterinsenker verhindern Herzschäden nach Chemotherapie

Keystone-SDA
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Kanada,

Millionen Menschen weltweit schlucken täglich zur Senkung ihres Cholesterinspiegels Statine. Die Mittel enthüllen laufend positive Nebenwirkungen. Aktuell: Die Einnahme dieser Medikamente senkt das Risiko für Herz-Spätschäden einer Krebs-Chemotherapie um 55 Prozent.

Eine Spitex-Mitarbeiterin sortiert Medikamente einer Patientin in Dispenser. Darunter werden auch Cholesterinsenker sein. Diese entpuppen sich mehr und mehr als multifunktional. Seit neuestem weiss man etwa, dass sie Herzprobleme nach Chemotherapien vermindern. (Symbolbild)
Eine Spitex-Mitarbeiterin sortiert Medikamente einer Patientin in Dispenser. Darunter werden auch Cholesterinsenker sein. Diese entpuppen sich mehr und mehr als multifunktional. Seit neuestem weiss man etwa, dass sie Herzprobleme nach Chemotherapien vermindern. (Symbolbild) - sda - Keystone/GAETAN BALLY

Das Wichtigste in Kürze

  • Husam Abdel-Qadir vom Women's College Hospital in Toronto in Kanada und seine Co-Autoren haben ihre Beobachtungsstudie im Journal der American Heart Association (AHA) publiziert.

Sie hatten Datenbanken des kanadischen Gesundheitswesens ausgewertet.

Dabei ging es um das Risiko von Frauen, nach einer Chemotherapie mit gängigen Anthrazyklin-Medikamenten oder dem monoklonalen HER2-Antikörper Trastuzumab eine schwere chronische Herzschwäche zu entwickeln. Anthrazykline (Doxorubicin etwa) werden in der Onkologie für die Behandlung einer ganzen Reihe von Tumorerkrankungen und bei Blutkrebs benutzt. Der monoklonale Antikörper Trastuzumab hingegen hat vor mehr als einem Jahrzehnt die Behandlung des sogenannten HER2-positiven Mammakarzinoms revolutioniert.

«Alle Frauen, deren Daten sie für ihre Analyse heranzogen, waren über 66 Jahre alt und hatten initial keine Herzinsuffizienz. Sie alle litten an frühen Formen von Brustkrebs und wurden im Zeitraum zwischen 2007 und 2017 mit Anthracyclinen oder Trastuzumab chemotherapeutisch behandelt», schrieb die deutsche Ärztezeitung über die Studie. Es ging bei den im Schnitt 70 Jahre alten Patientinnen darum, wie häufig sie nach einer der beiden Therapieformen binnen fünf Jahren wegen einer chronischen Herzschwäche ins Spital aufgenommen werden mussten.

Die Forscher ordneten jeder Frau, die Statine zur Cholesterinsenkung einnahm, eine Patientin als «Kontrolle» zu, welche nicht mit Statinen behandelt wurde. So ergaben sich 666 Paare von Frauen, die eine Anthracyclin-Therapie bekamen und 390 Paare mit Trastuzumab-Therapie.

In der Gruppe der Frauen mit Anthrazyklin-Therapie gab es insgesamt 43 Spitaleinweisungen wegen Herzinsuffizienz, in der Trastuzumab-Gruppe waren es 27. Auch bei Trastuzumab ist ein gewisses Risiko für Herzmuskelschäden als längerfristige Nebenwirkung belegt.

Das Risiko für einen Herzschwäche-Spitalaufenthalt innerhalb von fünf Jahren lag bei Frauen, welche wegen ihres Mammakarzinoms mit einer Anthrazyklin-Chemotherapie behandelt worden waren und daneben auch ein Statin eingenommen hatten, bei 1,2 Prozent. Hatten Patientinnen unter Anthrazyclintherapie keinen Cholesterinsenker erhalten, lag das Risiko hingegen bei 2,9 Prozent. Damit hatte die Einnahme eines Statins zusätzlich einen zu 55 Prozent vor Herzschwäche schützenden Effekt. Das war statistisch signifikant.

Bei Trastuzumab und einem Statin lag die Häufigkeit eines Spitalaufenthaltes binnen fünf Jahren wegen Herzschwäche bei 2,7 Prozent, ohne Statin bei 3,7 Prozent. Dieser Unterschied war wegen der tiefen Anzahl Probandinnen statistisch nicht signifikant.

Die millionenfache Verwendung dieser Arzneimittel, zum Beispiel Atorvastatin oder Simvastatin, brachte aber auch noch weitere Effekte zutage. Man entdeckte, dass die Statine auch entzündungshemmend sind.

Im November 2012 zeigte eine Studie mit dem Vergleich von 18'721 Dänen, die diese Medikamente vor ihrer Krebsdiagnose verwendet hatten, und von 277'204 Personen, die keine Cholesterinsenker einnahmen, dass bei den Statin-Benutzern die Gesamtsterblichkeit um 18 Prozent und die Krebsmortalität um 17 Prozent geringer war.

Wissenschaftler der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I im Wiener AKH (MedUni Wien) hatten zuvor bereits bewiesen, dass Krebskranke, die regelmässig Statine einnahmen, ein um fast 60 Prozent geringeres Thrombose-Embolie-Risiko haben. Krebspatienten sind sehr häufig von Embolien betroffen.

Laut Wiener Wissenschaftlern und einer Studie aus dem Jahr 2016 haben die Cholesterinsenker auch einen toxischen Effekt auf Melanomzellen.

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