Grönland verlor einst den Grossteil seines Eises
Grönland kennt man eigentlich nur als eine riesige mit Eis bedeckte Insel. Doch neuen Erkenntnissen zufolge war das nicht immer so.
Das Wichtigste in Kürze
- Im jetzt mit Eis bedeckten Nordwesten Grönlands wuchs einst Vegetation.
- In den letzten 1,1 Millionen Jahren war das Eis demnach zwischenzeitlich inexistent.
- Der Klimawandel beschleunigt eine weitere Eisschmelze auf der Insel stark.
Im Rahmen des «Project Iceworm» wurde Ende der 1950er-Jahre die Militärbasis Camp Century im Nordwesten Grönlands errichtet. Ziel der USA war die Stationierung von Atomwaffen unter dem Eis. Das geheime Lager wurde jedoch als polare Wissenschaftsstation betitelt.
Das war nicht ganz gelogen, da im Camp Century auch wissenschaftliche Forschung betrieben wurde. Dabei führte man unter anderem eine 1,4 Kilometer tiefe Bohrung durch das Eis durch. Obwohl der Fokus auf der weissen Masse lag, wurden auch Proben des Bodens gesichert, jedoch nicht weiter analysiert.
2017 wurden diese Proben wieder entdeckt. Seither untersuchte sie ein Forscherteam um Andrew Christ von der University of Vermont in Burlington. Und dieses Team konnte aus ihnen neue Erkenntnisse gewinnen, wie «wissenschaft.de» berichtet.
Landschaft mit Tundra-Vegetation
«Was wir entdeckt haben, waren zarte Pflanzenstrukturen – perfekt erhalten. Es handelt sich um Spuren dessen, was einst auf der Erdoberfläche lebte», wird Andrew Christ zitiert.
Das sind Hin- oder sogar Beweise, dass auf Grönland nicht immer so viel oder zwischendurch fast gar kein Eis war. Es soll sogar «eine Landschaft mit Tundra-Vegetation» gegeben haben, wie das Magazin schreibt. Der Boden sei nachgewiesen nicht bedeckt gewesen.
Die vegetationsreiche Phase soll während der vergangenen 1,1 Millionen Jahren stattgefunden haben. Bereits zuvor kamen Nachforschungen zum Schluss, dass der Eispanzer auf Grönland in dieser Zeit zwischenzeitlich inexistent war. Verantwortlich dafür seien laut den Forschern wohl Klimaveränderungen, die das Eis möglicherweise gänzlich haben verschwinden lassen.
Es droht eine schnelle Eisschmelze auf Grönland
«Unsere Studie zeigt, dass das Grönlandeis intensiver auf die natürlichen Klimaerwärmungen reagierte, als wir bisher dachten», kommentiert Andrew Christ. Deswegen sei der jetzige, anthropogene Klimawandel, eine grosse Gefahr. Denn dieser sei um einiges stärker als die bisherigen, natürlichen Veränderungen.
Auch Arbeitskollege Paul Bierman warnt: «Grönland mag weit weg erscheinen, aber das dortige Eis könnte schnell schmelzen.» Das zusätzliche Wasser könne dafür sorgen, dass Städte wie New York oder Miami überflutet werden.