Klimawandel

Jeder Wald hat seinen eigenen Klimawandel

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Schlieren,

Das lokale Klima in einem Wald unterscheidet sich von dem im Umland. Für die Ökosysteme ist dieses Mikroklima von grosser Bedeutung.

Ein Wald
Die Entwicklung des Waldes, also ob er dichter oder lichter wird, ist entscheidend für die lokalen Ökosysteme. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Jeder Wald hat sein eigenes Mikroklima.
  • Dieses ist für das Ökosystem sogar wichtiger als der Klimawandel.

Wer im Sommer im Wald spaziert, merkt sofort dessen Wirkung: Es ist kühler zwischen den Bäumen, manchmal ist auch die Luft feuchter. Wie kühl und wie feucht es in einem Wald ist, das hängt von der Dichte des Blätterdachs, dem Gelände und weiteren Faktoren ab. Und es bestimmt, welche Tiere und Pflanzen im Wald leben – oder überleben. Zu dem Ergebnis kommt ein Forschungsteam unter der Leitung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in einer aktuellen Studie im Fachmagazin Science.

Weil sich das globale Klima verändert, müssen sich viele Tiere und Pflanzen an neue Bedingungen anpassen, zum Beispiel indem sie weiter nach Norden oder in höhere Lagen wandern. Das lokale Klima in einem Wald, das sogenannte Mikroklima, kann diesen Wanderungsprozess erleichtern oder erschweren und ist damit sogar wichtiger für die Ökosysteme als der grossflächige Klimawandel, wie die Autoren schreiben.

Der Wald ist ein Schlüsselfaktor für intakte Ökosysteme

Die Forschenden haben an knapp 100 Standorten in temperierten Laub- und Mischwäldern in Europa das Mikroklima überwacht und die Daten mit grossflächigen Klimadaten und Vegetationsbeobachtungen von 2955 Standorten in Verbindung gebracht. 37 Messpunkte lagen im Schweizer Jura, die meisten von ihnen in Buchenwäldern. Eine regionale Analyse der Daten fand aber nicht statt, sodass sich über die Veränderungen speziell in der Schweiz keine Aussagen machen lassen.

Die Verbreitung der Pflanzen beobachteten die Forscher, indem sie die Vegetation auf Testflächen zu jeweils zwei Zeitpunkten mit Abständen zwischen 12 und 66 Jahren dokumentierten. Mithilfe von Daten zu den optimalen Wachstumstemperaturen von knapp 1000 Arten konnten sie so feststellen, ob sich die Artzusammensetzung in Richtung wärmeliebender Arten verändert hatte.

Waldboden
Waldboden mit Moos. - Depositphotos

Weil die Anpassung der Pflanzen an neue Bedingungen nicht von heute auf morgen geschieht, hinken die Pflanzen dem Klimawandel gewissermassen hinterher, die Forschenden sprechen von «Klimaschuld».

Diese Klimaschuld lässt sich durch die Veränderung des grossflächigen Klimas nicht genau erklären, wohl aber durchs Mikroklima. Wo der Wald spärlicher wurde, erwärmte sich das Mikroklima am stärksten, weil der Puffer durch die Bäume wegfiel. Entsprechend änderte sich die Zusammensetzung der Pflanzen. Wo der Wald hingegen dichter wurde, war der Kühlungseffekt grösser und das Mikroklima erwärmte sich weniger stark.

Wie sich der Wald entwickelt, ist also für die lokalen Ökosysteme und die Biodiversität entscheidend.

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