Eine Vielfalt von Mutationen erschwert die Krebstherapie. Kanadische Forscher sehen darin aber einen neuen Behandlungs-Ansatz.
Behandlung Krebs
Zwei weisse Mäuse. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mutationen erschweren die Behandlung von Krebszellen.
  • Genau in diesen Mutationen sehen kanadische Forscher nun eine Chance.
  • Anhand der Erbgut-Mutationen soll der Krebs behandelt werden.
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Eine Vielfalt von Mutationen erschwert die Krebstherapie. Im Fachblatt «Science» zeigen kanadische Forscher, dass der Grossteil davon einen bestimmten Zell-Signalweg nützt. Dieser nennt sich NOTCH-Signalweg. Diese Entdeckung reduziert die Komplexität von Krebstherapie erheblich und verspricht Behandlung auch von seltenen und deshalb wenig lukrativen Krankheitsformen.

Eine Therapie für möglichst viele Krebspatienten

Analysiert und vergleicht man das Genom von Tumoren bestimmter Art bei verschiedenen Patienten, offenbart sich eine ungeheure Vielfalt. Die Suche nach breit wirksamen Therapien wird durch diese Unterschiede entsprechend schwierig.

Ziel ist es einen Behandlungsansatz zu finden, der möglichst vielen Patienten hilft. Daher konzentrieren sich zahlreiche Forschungsgruppen auf Erbgut-Mutationen, die bei möglichst vielen Erkrankten auftreten.

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Untersucht wurden insbesondere Krebsarten, welche durch Alkoholkonsum oder das Rauchen gefördert werden. - Keystone

Ein Team aus Toronto hat nun gleich 484 seltene Veränderungen im Zusammenhang mit Kopf-Hals-Karzinomen in eine einzige Maus eingebracht. Damit wollen sie die Mutationen studieren.

Diese Krebsart betrifft die Region zwischen Lippen bis und mit Kehlkopf und steht mit Alkoholkonsum, Rauchen und HPV-Infektionen in Verbindung. Mit geschätzten 350'000 Menschen, die jährlich daran sterben, ist dies eine der häufigsten und gefährlichsten Tumor-Gruppen.

Erbgut wurde gezielt stillgelegt

Mittels Viren wurden sogenannte Genscheren in die Mäuseembryos eingefügt. Die Genscheren legten dann in der Haut und in den Schleimhäuten der Mundhöhle gezielt Erbgut still. So liessen sich in der heranwachsenden Maus alle Gene identifizieren, die einen Tumor auslösen.

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Mit sogenannten Genscheren lässt sich Zeit einsparen. Zudem werden wesentlich weniger Versuchstiere benötigt. - Keystone

Durch diesen «genetischen Trick» konnten die Forschenden die zahlreichen fraglichen Erbgut-Teile in lediglich fünf Wochen studieren. Das reduzierte Zeit und Kosten sowie die Anzahl an benötigten Versuchstieren stark.

Der neue Zugang offenbarte bisher unerkannte Zusammenhänge: Es zeigte sich nämlich, dass sehr viele dieser getesteten Mutation einen einzigen bestimmten Signalweg in Zellen ansprechen. Den sogenannten NOTCH-Signalweg. «Die immense Komplexität von Krebs könnte sich also sehr viel einfacher entpuppen als sie bisher erscheint», so Teamleiter Daniel Schramek.

Aktivierung des NOTCH-Wegs als Therapie

Die vielen Mutationen scheinen nämlich alle in etwa das gleiche zu tun. In der Arbeit zeigte sich, dass ungefähr 70 Prozent von Kopf-Hals-Karzinomen Genveränderungen tragen, die alle den gleichen NOTCH-Signalweg blockieren. Im Umkehrschluss dürfte dessen Aktivierung ein vielversprechender, gemeinsamer Ansatzpunkt für die Behandlung der Erkrankungen sein.

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Auch im Kampf gegen Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs könnte die Behandlung des NOTCH-Signalwegs nützlich sein. - Keystone

Weitere Ergebnisse zeigen, dass auch bei anderen Krebsarten wie Brust- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs mehrere Mutation auf einen spezifischen Signalweg abzielen. Die Idee, Krebs in Zukunft Signalweg-abhängig zu behandeln, eröffne somit neue Sichtweisen im Bereich der personalisierten Medizin.

Schramek und seine Kollegen sind nun u.a. auf der Suche nach Wirkstoffen und Therapie-Ideen, mit denen sich der NOTCH-Signalweg beeinflussen lässt.

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