Mikroalgen sollen Luft an Bord von Raumschiffen recyclen
Das Wichtigste in Kürze
- Ruag Space soll einen Prototypen entwickeln, um Algen im All als Lufterneuerer zu nutzen.
- Für Langzeitmissionen sollen Ressourcen in einem geschlossenen Kreislauf genutzt werden.
Algen sind die Lunge der Erde. Sie machen die Hälfte der weltweiten Sauerstoffproduktion. Auch im Weltall könnten sie Raumfahrende mit Atemluft zu versorgen. Im Auftrag der ESA soll das Unternehmen Ruag Space nun einen Prototyp für ein Luftrecyclingsystem mit Mikroalgen entwickeln.
Bei langen Weltraumaufenthalten, wie es zum Beispiel bei einer bemannten Marsmission der Fall wäre, sollte die Versorgung mit Luft, Wasser und soweit möglich auch Nahrung in geschlossenen Kreisläufen funktionieren. So wird beispielsweise die verbrauchte Atemluft an Bord der Internationalen Raumstation ISS chemisch wieder aufbereitet. Eine Alternative könnten Algen bieten, die durch Fotosynthese das ausgeatmete CO2 verbrauchen und Sauerstoff produzieren.
Für Langzeitmissionen
Im Rahmen des Projekts «Biorat» der Europäischen Raumfahrtagentur ESA soll das Unternehmen Ruag Space nun einen Bioreaktor entwickeln, in dem Mikroalgen unter sehr geringer Schwerkraft kultiviert werden, und dessen Funktion sich an den Luftverbrauch an Bord eines Raumschiffs im Zuge von Langzeitmissionen anpassen kann. Das teilte das Unternehmen heute Montag mit.
Wenn der Luftverbrauch steigt, soll der Bioreaktor demnach die Beleuchtung für die Algen anpassen und dafür sorgen, dass sie die richtige Menge Sauerstoff produzieren. Den Machbarkeitsbeweis lieferten bereits frühere Flugexperimente, nun soll im Zuge des Projekts «Biorat» der Prozess weiter skaliert, effizienter gemacht und schliesslich an echter Kabinenluft eines Raumfahrzeugs getestet werden.
Als Nebenprodukt der Algenkultur soll auch ein Nahrungsmittel für die Raumfahrenden entstehen, schrieb Ruag: Spirulina, ein nahrhaftes Algenprodukt, das als Nahrungsergänzungsmittel auch im Handel erhältlich ist. Seine Fähigkeiten demonstrieren soll der zu entwickelnde Prototyp des Bioreaktors dann voraussichtlich im Jahr 2024 an Bord der ISS.