Neocitran unter Beschuss: US-Studie zweifelt an Wirksamkeit
Das beliebte Erkältungsmittel Neocitran gerät in die Kritik. US-Experten stellen in einer neuen Studie die Wirksamkeit eines zentralen Inhaltsstoffs in Frage.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat den Wirkstoff Phenylephrin, der in vielen Erkältungsmedikamenten wie Neocitran enthalten ist, als wirkungslos eingestuft. Dies berichtet «SRF» in einem aktuellen Beitrag.
Phenylephrin soll eigentlich entzündete Schleimhäute abschwellen. Doch laut FDA-Experten zeigt der Wirkstoff bei oraler Einnahme keine Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus.
Schweizer Reaktionen auf mangelnde Wirksamkeit von Neocitran-Substanz
Swissmedic, die Schweizer Arzneimittelbehörde, reagiert zurückhaltend auf die US-Studie. «Nach Abschluss des FDA-Verfahrens werden wir prüfen, ob und welche Massnahmen angezeigt sind», erklärt Swissmedic gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Der Schweizerische Fachverband für Selbstmedikation betont, dass europäische und schweizerische Behörden Phenylephrin weiterhin als sicher und wirksam einstufen. Es ginge im FDA-Verfahren lediglich um ungenügende beziehungsweise fehlende Wirksamkeit, jedoch nicht um Sicherheitsbedenken.
In den USA werden Neocitran und ähnliche Präparate im Detailhandel verkauft, in der Schweiz jedoch ausschliesslich in Drogerien und Apotheken. Kunden können sich daher professionell zu Alternativen beraten lassen.
Was sagen die Experten?
Claudia Meier-Uffer, Apothekerin und Präsidentin des Apothekenverbands St. Gallen/Appenzell, gibt zu bedenken: «Es ist wichtig zu wissen, dass Neocitran ein Kombinationspräparat ist, das aus mehreren Wirkstoffen besteht.»
Es sei nicht so, «das Neocitran nicht wirken würde», erklärt sie im «SRF». Lediglich ein Teil im Medikament stehe unter Beschuss.
Konsequenzen für Verbraucher
Trotz der Studie rät Meier-Uffer nicht vom Gebrauch ab. Neocitran werde weiterhin gern bei Erkältungen und Grippe eingesetzt.
«Es wirkt, weil es ein heisses Getränk ist», erklärt die Fachfrau. Dennoch empfiehlt die Apothekerin, wenn möglich auf lokal wirkende Präparate zurückzugreifen, da diese oft besser wirken.