Krasse Zensur: Gamer müssen in China bald Klarnamen angeben

Alexander König
Alexander König

China,

Einwohner Chinas dürfen nur noch dann Online-Games spielen, wenn sie ihren Realnamen angeben. Das angebliche Vorgehen gegen Sucht dürfte andere Gründe haben.

China Zensur Games
Der chinesische E-Sportler Yu «JackeyLove» Wen-Bo. - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • In China dürfen Minderjährige nur 90 Minuten pro Tag gamen – so lautet das Gesetz.
  • Bald sind Online-Game-Anbieter dazu verpflichtet, die Identität der Gamer zu prüfen.
  • Auch der allgemeinen Zensur dürfte die Erhebung der Personendaten zuträglich sein.

2019 kündigte die chinesische Regierung an, mit krassen Regeln gegen die Game-Sucht vorgehen zu wollen: Unter 18-Jährige dürfen unter der Woche nur noch 90 Minuten täglich spielen. Am Wochenende sind es immerhin drei Stunden. Zwischen 22 und 8 Uhr gilt Sperrstunde.

Um die Einhaltung der Regeln besser überprüfen zu können, wurde jetzt ein neues Gesetz erlassen. Anbieter von Online-Games werden dazu verpflichtet, die Klarnamen von Nutzern zu erfassen, wie «Der Standard» berichtet. Im September treten die Regeln in Kraft.

Von offizieller Seite heisst es, dass mit den neuen Regelungen der mit der Game-Sucht einhergehende Anstieg an Kurzsichtigkeit und schlechter Bildung bekämpft werden solle.

Vorgehen gegen Game-Sucht nur ein Vorwand?

Was wohl verschwiegen wird: Die Pflicht zur Erfassung der Personendaten dürfte auch der allgemeinen Zensur zugutekommen. Die kommunistische Partei Chinas bezeichnete Online-Games jüngst als prekär, da diese einen Nährboden für regierungskritische Aussagen böten. Spricht sich ein Gamer in einer Online-Unterhaltung regierungskritisch aus, kann seine Identität künftig noch einfacher ermittelt werden.

Illustration Gaming-Branche
Ein E-Sportler in Aktion. - DPA

Bei der Erfassung der Personendaten kommen unter anderem Gesichtserkennung und ID-Nummern zum Zug. Die zwei grössten chinesischen Game-Hersteller, Tencent und NetEase, haben bereits ihre eigenen Verifizierungssysteme lanciert.

Laut der «South China Morning Post» griffen Jugendliche hier schon zu gefälschten Identitätskarten, um die Schranken zu umgehen. In einem Fall wurde bekannt, dass ein Jugendlicher die Identität seines Grossvaters übernahm. Bei Telefonaten mit dem Kundendienst jeweiliger Games verstellte dieser seine Stimme, indem er sich seinen Hals zudrückte.

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