89-Jähriger rettet tot geglaubte Sprache vor dem Aussterben

Marten Jansen
Marten Jansen

Argentinien,

Ein Mann geht in Rente und stellt fest: Er ist der letzte Sprecher einer Sprache, die zuletzt 1815 dokumentiert wurde. Er entscheidet sich, sie zu retten.

Indigene Sprache Aussterben
Argentinische Ureinwohner. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der 89-jährige Argentinier Blas Omar Jaime ist der letzte native Sprecher von Chaná.
  • Er bemerkte dies erstmals, als er sich zur Ruhe setzte und nach Sprachaustausch suchte.
  • Daraufhin begann er eine beispielhafte Mission zur Wiederbelebung der Sprache.

Einen Grossteil seines Lebens behielt der heute 89-jährige Argentinier Blas Omar Jaime sein Geheimnis für sich. Auf Geheiss seiner Mutter, die ihn die argentinisch-indigene Sprache und die Kultur der Chaná lehrte. Bis er in Rente ging und feststellte – niemand ausser ihm schien die mindestens 2000 Jahre alte Sprache zu beherrschen.

Letztmals wurde Chaná 1815 dokumentiert

Das letzte bekannte Mal, dass Chaná schriftlich aufgezeichnet wurde, war gar 1815. Dies, nachdem ein Priester drei Sprachkundige aus Uruguay getroffen hatte.

Doch das sollte sich nun ändern: Die folgenden rund zwei Jahrzehnte seines Lebens verbrachte Jaime damit, seine Kenntnisse gemeinsam mit einem Linguisten festzuhalten. «Ich sagte, ich existiere – ich bin hier», erzählt Blas Omar Jaime.

Wie viele Sprachen sprechen Sie?

Ein Wörterbuch mit grob 1000 Begriffen kam so bisher zusammen. Für viele argentinische Menschen mit indigenem Hintergrund ist die Geschichte eine Inspiration, für Argentinien eine Abrechnung mit dessen Kolonialgeschichte. «Die Sprache ist, was einem seine Identität gibt. Hat ein Volk keine Sprache, ist es kein Volk», sagt Jaime.

Tochter führt Aufgabe fort

Die Unesco stufte die Sprache als «extrem gefährdet» ein und unterstreicht Argentiniens Auftrag, die Sprache anzuerkennen und zu schützen. Blas Omar Jaime ist sich seines Alters bewusst und gab seine Kenntnisse frühzeitig an seine Tochter Evangelina Jaime weiter. Die 46-Jährige sieht sich in der Pflicht, die Flamme nicht nur zu bewahren, sondern sie weiterzugeben.

So unterrichtet sie mittlerweile online eine Vielzahl an Interessierten mit verschiedensten Hintergründen in der Sprache Chaná. Viele unter ihnen sind Akademiker, manche davon mit familiären Wurzeln aus Völkern der südamerikanischen Ureinwohner. Ein Teil davon vermutet, möglicherweise selbst Abkömmlinge der Chaná zu sein.

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Kommentare

User #4374 (nicht angemeldet)

Die Neandertaler und viele andere Völker hatten bestimmt auch ihre Sprache und die ist ausgestorben.

User #6249 (nicht angemeldet)

Und wer rettet das Elsasserditsch?

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