Ruanda: Auf dem Weg zu einem Land ohne Waisenhäuser
In Ruanda verwandeln Pflegeeltern das Leben von Kindern, die sonst in Waisenhäuser aufwachsen müssten. Ruanda könnte bald ganz ohne Waisenhäuser auskommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Pflegeeltern in Ruanda ermöglichen verwaisten Kindern ein geschütztes, familiäres Umfeld.
- Zwischen 2013 und 2021 nahmen die ausgebildeten Pflegeeltern 533 gefährdete Kinder auf.
- Ruanda steht kurz davor, bis 2026 das erste afrikanische Land ohne Waisenhäuser zu werden.
In Ruanda schenken ausgebildete Pflegeeltern Kindern eine neue Perspektive. Somit können sie in einem geschützten familiären Umfeld aufwachsen. Dies berichtet die britische Zeitung «The Times».
Eines dieser Kinder ist Manze, der mit sieben Jahren von Mukamazimpaka Mwamini aufgenommen wurde. Damals litt er unter unbehandelter Zerebralparese und schweren Lernschwierigkeiten und war durch jahrelange Vernachlässigung in einem Waisenhaus stark gezeichnet.
Manze war unterernährt und litt regelmässig an Krampfanfällen. Er konnte sich kaum bewegen und verbrachte seine Tage regungslos im Bett. «Er war ein sehr dünnes Kind», erinnert sich Mwamini: «Der Gipsverband an seinem Bein war fast schwerer als er selbst.»
Von der Vernachlässigung zur liebevollen Familie
Heute ist Manze ein lebhafter Teenager. Obwohl er immer noch ständige Pflege benötigt, kann er sich bewegen und ohne Hilfe auf seinen Lieblingssessel klettern.
Mwamini gehört zu den sogenannten «Malayika Murinzi», was auf Swahili Schutzengel bedeutet. Das sind ausgebildete Pflegeeltern, die sich um Kinder kümmern, die nicht mit ihren biologischen Familien wiedervereint werden können.
Zwischen 2013 und 2021 nahmen sie 533 gefährdete Kinder auf. Weitere 2.000 Schutzengel stehen bereit, um bei Bedarf weitere Kinder aufzunehmen.
Die Rolle der Schutzengel in Ruandas Politik
Die Schutzengel sind ein zentraler Bestandteil der Politik Ruandas. Unter dem Motto «Kinder in der Familie grossziehen» hat das Schutzengel-Programm Tausende von Kindern aus Waisenhäusern in liebevolle Familien gebracht.
Ruanda begann seinen Kampf gegen Waisenhäuser mit einem Radio- und Fernsehprogramm. Es schärfte das Bewusstsein für den negativen Einfluss, den Waisenhäuser für die Entwicklung von Kindern haben können.
Das Schutzengel-Programm ein grosser Erfolg. Heute hat Ruanda nur noch zehn Waisenhäuser. Vor drei Jahrzehnten waren es noch 77. Es steht kurz davor, bis 2026 das erste afrikanische Land ohne Waisenhäuser zu werden.