Jan Harlan im Gespräch über seine Arbeit mit Stanley Kubrick

Robin Mahler
Robin Mahler

Neuchâtel,

Der Filmproduzent Jan Harlan hat lange mit Regisseur Stanley Kubrick gearbeitet. Das diesjährige NIFFF hat er als Gast besucht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Filmproduzent Jan Harlan hat mit dem Regisseur Stanley Kubrick zusammengearbeitet.
  • Im Rahmen des NIFFFs 2018 war er als Gast anwesend.
  • Nau hat ihn per E-Mail über seine Arbeit befragt.
Der Filmproduzent Jan Harlan war als Gast auf dem Neuchâtel International Fantastic Film Festival anwesend.
Der Filmproduzent Jan Harlan war als Gast auf dem Neuchâtel International Fantastic Film Festival anwesend. - NIFFF

Sie haben am NIFFF 2018 über Filmproduktion sowie die Kreativität bei der Erzählung von Geschichten gesprochen. Was macht Ihrer Meinung nach den Produzenten-Beruf aus?

Der Begriff «ausführender Produzent» muss unter gewissen Umständen gesehen werden: Es gab damals sogenannte «ausführende Produzenten», welche man niemals persönlich getroffen hat. In meinem Fall bestand die Arbeit darin, bei Bereichen wie Rechte, Berechtigungen, Geld, Organisierung und Musikauswahl Unterstützung zu bieten.

Man hat dieses Jahr anlässlich des 50. Jubiläums den Film «2001: A Space Odyssey» restauriert und vorgeführt. Was bedeutet Ihnen dieser Film persönlich?

Ich habe Stanley 1964 getroffen, als ich noch in New York lebte. Wir haben uns gemeinsam mit dem Physiker und Schriftsteller Arthur C. Clarke (Anmerkung: Clarke hat den Roman geschrieben, der zeitgleich zum Film entstand) zum Essen getroffen. Der Künstler und der Wissenschaftler, zwei Männer vereint mit der Liebe zum Ungewissen, kämpfend mit einer Geschichte über das grosse «Unbekannte». Als der Vatikan in Rom uns nach dem Tod von Kubrick (7. März 1999) für eine Vorführung des Films in Anwesenheit einer enormen Menschenmenge und Pressevertretern einlud, hat ein Kardinal «2001» mit den Worten «ein Film gemacht, von einem Agnostiker, der den Volltreffer gelandet hat», eingeführt.

Am 5. Mai 1937 in Karlsruhe geboren, hat Jan Harlan im Jahre 1969 seinem Schwager Stanley Kubrick bei der Recherche für das unvollendete Projekt «Napoleon» geholfen. Später war Harlan erstmals als ausführender Produzent bei «Barry Lyndon» beteiligt. Es folgten weitere Kollaborationen bei renommierten Projekten wie beispielsweise «The Shining» und «Full Metal Jacket». Anlässlich der Freiluft-Aufführung von «2001: A Space Odyssey» auf dem Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) war er als Gast dabei und gab zudem eine Konferenz. Für Nau hat Harlan via E-Mail einige Fragen zu seiner Arbeit beantwortet.

Wie würden Sie die Persönlichkeit von Kubrick beschreiben?

Er war sorgfältig, langsam, selbstkritisch und unglaublich entschlossen. Alle seine Werke bleiben und sind relevant bis zum heutigen Tag – und dieser «Verbleib» ist das Zeichen eines grossen Künstlers. Das gilt für Bach, Mozart, Charlie Chaplin, Ingmar Bergman oder Shakespeare, um spontan einige Beispiele zu nennen. Er war ebenso ein brillanter Intellektueller, mir auf allen Ebenen überlegen – bis auf klassische Musik und Tischtennis. Kubrick war ebenfalls sehr offen und bescheiden, klare Merkmale von Geistesgrösse. Manche Leute bezeichneten ihn als «schwer zufriedenzustellen». Gut beobachtet. Natürlich trifft das zu – und er war sehr hart zu sich selbst.

Gibt es Ihrer Meinung nach in der heutigen Zeit Regisseure oder Filme, welche den Spirit von Kubrick aufrechterhalten?

Das ist schwierig zu beantworten. Aber er war ein grosser Cineast und Anhänger von Filmemachern, die sich von seinem Stil unterschieden haben. Leute wie Woody Allen, Steven Spielberg, Edgar Reitz, Max Ophüls. Ich denke, er hätte die Arbeit von Christopher Nolan und Pawel Pawlikowski geliebt.

Man hat kürzlich ein Drehbuch von Kubrick namens «Burning Secrets» gefunden. Können Sie etwas über dieses nie realisierte Projekt erzählen?

Da es vor meiner Zeit entstand, kann ich dazu nichts sagen. Meine Zusammenarbeit mit Stanley begann 1969 bei «Napoleon». Aber es ist mir bekannt, dass er an «Burning Secrets» genauso wie bei Stefan Zweigs «Schachnovelle» interessiert war. Ich glaube, dass sich die Entwürfe im Archiv befinden.

Während der Konferenz am NIFFF lautete Ihre Antwort auf die Frage nach dem nächsten Projekt, dass Sie sich vom Geschäft zurückgezogen haben und in Rente gegangen sind. Stimmt das?

Das ist richtig. Ich bin jetzt 81 Jahre alt und habe eine neue Profession entdeckt, indem ich mein angelerntes Wissen von Kubrick, dem besten Lehrer, als Dozent an diversen Filmschulen weitergebe. Zudem bin ich in Jurys bei internationalen Wettbewerben vertreten. Meine Beteiligung an einer Ausstellung über Kubrick in Barcelona ist gross, diese hat über eine Million Besucher angezogen. Die nächsten Ausstellungen finden Ende Oktober 2018 in ebendort und beim London Design Museum im nächsten Frühling statt.

Kommentare

Weiterlesen

nifff

Mehr in Lifestyle

Grüner Salat
13 Interaktionen
McLaren Artura Spider
52 Interaktionen
Manipulationsstrategie
19 Interaktionen

Mehr aus Neuchâtel

wohnungsnot
2 Interaktionen
asda
10 Interaktionen
Baupreise
1 Interaktionen
Mann Frau Paar
4 Interaktionen