Joaquin Phoenix bei neuem Film in Hochform

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USA,

«Don't Worry, weglaufen geht nicht» dreht sich um einen US-Cartoonisten, Alkoholiker und Gelähmten, von Joaquin Phoenix genial dargestellt.

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Joaquin Phoenix bei der Premiere von «Don't Worry, weglaufen geht nicht». - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • «Don't Worry, weglaufen geht nicht» ist der neue Streifen von Gus Van Sant.
  • Der Film handelt von der Stricherszene, dem Drogenmilieu und Aussenseiter.
  • Joaquin Phoenix brilliert in der Hauptrolle.

Vor gut 25 Jahren besetzte Gus Van Sant sein sensibles und zugleich provokantes Roadmovie «My Private Idaho» mit dem jungen River Phoenix (1970 - 1993). Er glänzte in der Rolle des Stricherjungen Mike, der Regisseur wurde als Star der Independent-Szene gefeiert. Van Sant hat seine Vorliebe für Aussenseiter der Gesellschaft beibehalten. Und er setzt wieder auf das Talent der Phoenix-Geschwister. In «Don't Worry, weglaufen geht nicht» legt Joaquin Phoenix (43) eine grandiose Leistung hin.

Das Leben des John Callahan

Der Schauspieler war gerade 19 Jahre alt, als sein Bruder River mit 23 Jahren an einer Drogenüberdosis starb. Jetzt porträtiert er einen Alkoholiker, der bei einem Autounfall nur knapp dem Tod entgeht. Nach einer durchzechten Nacht prallen der US-Karikaturist John Callahan (1951 - 2010) und ein Freund völlig betrunken frontal auf ein Lichtmast. Callahan ist mit 21 Jahren querschnittsgelähmt und danach an den Rollstuhl gefesselt, der Fahrer kommt mit kleinen Schrammen davon.

Der ironische Titel «Don't Worry, weglaufen geht nicht» passt genau: Das Biopic ist kein bitterernstes Suchtdrama, sondern ein teilweise witziges, facettenreiches Porträt eines Künstlers, der Charme, viele Macken, einen bösen Humor und ein bestechendes Talent für makabre Karikaturen hat.

Der Film beruht auf Callahans gleichnamigem autobiografischen Buch und konzentriert sich auf dessen Kampf gegen seine Alkoholsucht – und Phoenix begeistert Phoenix durch seine bewegende Offenheit vor der Kamera. Bereits 2005 hatte er sich in der Johnny-Cash-Biografie «Walk the Line» in einen brillanten, aber auch gebeutelten Künstler genial hineinversetzt.

Es ist fast zum Lachen, wenn Phoenix mit rotblonder Topffrisur und unbändiger Energie im Rollstuhl über Bürgersteige rast. Und ebenso schockierend, wenn er besessen und voller Wut versucht, an Hochprozentiges heranzukommen. Van Sant jongliert mit verschiedenen Zeitebenen: Callahan als schwerer Alkoholiker vor seinem Unfall, als gelähmter Säufer und bei dem späteren Versuch, sich vom Trinken loszusagen.

Rooney Mara, Jack Black und Jonah Hill als Nebenrollen

Phoenix kommt quasi in jeder Szene vor. In Nebenrollen wirken Rooney Mara («Carol») als seine Geliebte und der Komiker Jack Black («Tropic Thunder) als Saufkumpane mit. Bei der Gruppenstunde der Anonymen Alkoholiker trifft er auf einen schrägen Haufen. «Erzähl doch mal von deiner Trinkerei», fordert ihn der überspannte Gruppenleiter Donnie (ein hervorragender Jonah Hill) als langhaariger Dandy mit einem verklärten Grinsen auf.

Die Sängerin Beth Ditto spielt eine schrille Zicke, der deutsche Udo Kier mit seinen stechenden Augen den humorlosen Ex-Trinker Hans. Mit 13 habe er mit dem Saufen angefangen, beichtet Callahan. Die Gruppe wird zu der Familie, die er nicht hat. Angetrieben wird er auch von seinen bitterbösen Cartoons. Er macht Witze über Behinderte und Minderheiten, er provoziert, eckt an und hat mit seinem Galgenhumor Erfolg.

Phoenix oscarverdächtig

«Don't Worry, weglaufen geht nicht» ist eine typische Van-Sant-Mischung aus Art-House mit einer Prise Hollywood. Stellenweise allzu vorhersehbar schildert der Regisseur den Kampf Callahans gegen die Sucht im Geist des amerikanischen Erbauungskinos. Nervig sind die Szenen, in denen der Cartoonist immer wieder seine unbekannte Mutter vor Augen führt, die ihr Baby weggegeben hatte.

Doch Phoenix macht diese Schwachstellen mit seinem fesselnden Spiel völlig wett. Vielleicht bringt ihm John Callahan den längst überfälligen Oscar ein. Dreimal war der Schauspieler schon nominiert – für «Gladiator», «Walk the Line» und «The Master». Die Trophäe hätte er sich redlich verdient.

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