Theo Sommer: Das Urtier der Wochenzeitung «Zeit» ist gestorben

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Deutschland,

Theo Sommer ist im Alter von 92 gestorben. Er war jahrelang der Herausgeber und Chefredakteur der Wochenzeitung «Die Zeit».

Theo Sommer
Der Journalist und ehemaliger Herausgeber der Wochenzeitung «Die Zeit», Theo Sommer. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Herausgeber der «Zeit» Theo Sommer ist gestorben.
  • Für Sommer ist das Verlagshaus ein Zuhause.
  • Der Autor hat jedoch ein Fleck in seiner Bilderbuchkarriere.

Die Grande Dame der deutschen Publizistik, Marion Gräfin Dönhoff, holte Theo Sommer zur «Zeit». Er machte Karriere im Verlag – und behielt sein Büro dort auch im Un-Ruhestand. Nun trauert das Medienhaus um einen grossen Journalisten.

Theo Sommer
Marion Graeffin Doenhoff und Theo Sommer. - Keystone

Ein Leben für und mit der «Zeit»: Theo Sommer kommt 1958 zu der Hamburger Wochenzeitung, übernimmt 15 Jahre später die Chefredaktion. Wechselt anschliessend nach 20 Jahren in die Herausgeber-Funktion und bleibt dem liberalen Blatt verbunden. Im Alter von 92 Jahren ist Sommer in Hamburg gestorben.

Der Verlag würdigt ihn als «grossen Journalisten, der DIE ZEIT mit seinem Temperament, seiner Tatkraft, seinem klugen Urteil und seiner Fröhlichkeit als weltoffenes, liberales, debattenfreudiges Blatt massgeblich geprägt hat».

«Die Zeit» – ein Zuhause für Theo Sommer

Das Verlagshaus der «Zeit» in der Innenstadt ist für Theo Sommer über Jahrzehnte ein Zuhause. Dort hat er noch im Alter sein Büro, die Bücherwand voll gestellt auch mit eigenen Werken – wie seine Doktorarbeit. «Deutschland und Japan zwischen den Mächten 1935–1940» (1962) oder eine Analyse der Nato (2012).

«Die Versuchung, wegzugehen, war nie gross, und das hatte sicherlich auch etwas mit der Person Marions zu tun», schreibt Sommer. Sie hatte den Lokalredakteur geholt. «Das war vielleicht ihre Grösse: Sie hat uns erprobt, aber dann hat sie uns gelassen.» Nach eineinhalb Jahren bei «Der Zeit» verfasst Sommer seinen ersten Leitartikel.

«Was ich mir nicht vorstellen kann, ist einfach, den Griffel aus der Hand zu legen. Ich bin einfach noch zu neugierig auf die Weltläufe», sagt Sommer.

Theo Sommer
Theo Sommer feiert seinen 90. Geburtstag. Foto: picture alliance / dpa - dpa-infocom GmbH

Da ist er schon 85. Verteidigungs- und Sicherheitspolitik ist eines seiner Spezialgebiete, aber auch die Aussen- und Deutschlandpolitik vernachlässigt er nicht. «Ich hatte nicht erwartet, zu meinen Lebzeiten noch zu sehen, dass die Wiedervereinigung Deutschlands möglich ist», revidiert er seine Meinung.

Ein Fleck in seiner Karriere

Womit der Journalist hingegen im Alter nicht sorgfältig umgeht, sind Steuererklärungen – ein Fleck in seiner Bilderbuchkarriere. Anfang 2014 verurteilt ihn das Hamburger Amtsgericht wegen Steuerhinterziehung. Er bekommt eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten auf Bewährung sowie zu einer Geldbusse von 20 000 Euro.

«Mir war es immer wichtiger, ein Buchmanuskript abzugeben als die Steuererklärung», sagt Theo Sommer zu seiner «Riesendummheit». Er zeigt Reue vor Gericht. «Ich habe bitter gebüsst und bin inzwischen im Frieden mit mir», sagt er rückblickend.

Nicht nur bei Gericht trat der Grandseigneur gepflegt auf – Anzug mit Einstecktuch und Krawatte prägen seine hanseatische Anmutung. Ebenso ein gepflegter Umgangston. Das Twittern im Internet war seine Sache nicht.

Der Publizist gab sorgfältig recherchierten, gehaltvollen Beiträgen den Vorzug vor dem «Augenblicksjournalismus». «Alle zwei Stunden zu aktualisieren – ich weiss nicht, wann der Journalist da zum Nachdenken kommt.» Dennoch geht auch Sommer mit der Zeit und verfasst für den Internetauftritt der Wochenzeitung einzelne Kommentare.

Das Leben verlängerte Rezept von Theo Sommer

Und nicht nur das Schreiben hielt den Publizisten wach. «Das hält jung, wenn man ständig diskutieren darf und neue Eindrücke gewinnt.» Sport war eine Leidenschaft: Schwimmen, Skifahren, Tennis gehörten einst dazu. Und das Joggen – «da sortiert sich der Tag».

Mehrere Kilometer durften es selbst im Alter noch sein, «ich halte das für lebensverlängernd». Aber vielleicht war dies auch der Whiskey, nachmittags um fünf Uhr, wie Theo Sommer gerne schmunzelnd anmerkte. Dieser liess ihn schliesslich 92 Jahre alt werden.

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