Kanadas Premier: So begründet Justin Trudeau Rücktritt
Kanadas Premierminister Justin Trudeau gibt sowohl den Parteivorsitz als auch das Amt des Regierungschefs auf. Die Gründe sind vielfältig.
Justin Trudeau, Kanadas Premierminister seit 2015, hat in Ottawa seinen Rücktritt angekündigt, wie unter andere die «Tagesschau» berichtet. Der 53-Jährige wird sowohl als Parteivorsitzender der Liberalen als auch als Regierungschef zurücktreten, sobald ein Nachfolger gefunden ist.
Trudeau begründete seinen Schritt laut «BR» mit fehlendem Rückhalt in seiner eigenen Partei. Die internen Streitigkeiten hätten ihm deutlich gemacht, dass er nicht der beste Kandidat für die nächste Wahl sei.
Der Druck auf Trudeau hatte in den letzten Monaten stark zugenommen. Seine Beliebtheit sank rapide, und seine Regierung überstand nur knapp eine Reihe von Misstrauensanträgen.
Wirtschaftliche Probleme und politische Krisen
Als Hauptgrund für Trudeaus schwindende Popularität gilt seine Wirtschaftspolitik. Viele Kanadier machen die Regierung für hohe Preise und Wohnungsmangel verantwortlich.
Zuletzt trat auch noch Trudeaus Stellvertreterin und Finanzministerin Chrystia Freeland zurück. Sie legte ihr Amt laut «Deutschlandfunk» wegen Meinungsverschiedenheiten zum Staatshaushalt nieder.
Die politische Krise kommt für Kanada zur Unzeit. Donald Trump hat angekündigt, Zölle von 25 Prozent auf kanadische Einfuhren zu erheben, was die Wirtschaft schwer treffen dürfte.
«Schlechtester Premier der Geschichte»?
Die Reaktionen auf Trudeaus Rücktrittsankündigung sind gemischt, für «The Spectator» war es höchste Zeit, dass Trudeau geht. Das britische Magazin bezeichnet ihn laut «Eurotopics» als «den schlechtesten Premierminister in der Geschichte Kanadas».
Experten erwarten, dass der Rücktritt Trudeaus den Ruf nach vorgezogenen Neuwahlen verstärken könnte. Die nächste Parlamentswahl in Kanada muss laut «BR» bis spätestens Ende Oktober abgehalten werden.
Umfragen sagen Trudeaus Liberaler Partei hierbei eine deutliche Niederlage voraus, wie die «Tagesschau» erklärt. Mehrere liberale Abgeordnete hatten Trudeau wegen der schwachen Umfragewerte öffentlich zum Rücktritt aufgefordert.
Trudeaus politisches Erbe
Trotz der aktuellen Kritik hat Trudeau während seiner Amtszeit einige weitgehend anerkannte Reformen durchgeführt. Er reformierte den kanadischen Senat, unterzeichnete ein neues Handelsabkommen mit den USA und führte eine CO2-Steuer ein.
Zudem legalisierte Trudeau Cannabis und liess eine öffentliche Untersuchung zu vermissten und ermordeten indigenen Frauen vornehmen. Ebenfalls verabschiedete er ein Gesetz, das ärztliche Beihilfe zum Suizid erlaubt, wie der «BR» darlegt.
Für viele Kanadier kam die Rücktrittsankündigung von Premier Trudeau dennoch eher zu spät. Sie werfen ihm neben einer falschen Wirtschaftspolitik auch Fehler mit Bick auf die Einwanderung vor, wie «ARD New York» berichtet.
Fall eines Hoffnungsträgers
Justin Trudeau wurde 1971 als Sohn des früheren Premierministers Pierre Trudeau in Ottawa geboren. Vor seiner politischen Karriere arbeitete er als Lehrer.
Er wurde 2013 Vorsitzender der Liberalen Partei, 2015 gewann er die Parlamentswahlen und wurde Premierminister. Trudeau galt lange als Hoffnungsträger der liberalen Politik. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.