Donald Trump: Das steckt hinter irrer Pressekonferenz
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Propaganda-Video in einer Pressekonferenz soll Trump ins gute Licht rücken.
- Zudem schoss Donald Trump gegen Herausforderer Joe Biden.
- Das Briefing vom Montagabend war eine Reaktion auf wachsenden Druck aus den Medien.
Es war eine Medienkonferenz, wie sie nur Donald Trump geben kann. In einem hitzigen Schlagabtausch mit Journalisten hat der US-Präsident bei der gestrigen Pressekonferenz im Weissen Haus sein Vorgehen in der Coronavirus-Krise verteidigt.
Zunächst musste Trumps Chef-Immunologe Anthony Fauci antraben und seine Aussagen, die er am Tag zuvor gegenüber CNN geäussert hatte, korrigieren. Fauci zog den Zorn des Präsidenten auf sich, nachdem er im Interview erklärt hatte, dass Leben hätten gerettet werden können, wenn die USA früher abgeschaltet hätten.
«Man hat meine Aussage in besagtem Interview so verstanden, dass vielleicht irgendjemand schuldig sein könnte», so Fauci im Presse-Briefing. Dem sei nicht so, relativierte der Immunologe. «Der Präsident hat auf uns gehört.»
Auf die Frage, ob er zu dieser Aussage gezwungen wurde, verneinte Fauci: «Alles, was ich tue, ist freiwillig.» Trump bedankte sich: «Anthony ist ein guter Mann.»
«Wahlkampf»-Video
Dann zeigte Trump einen Video-Zusammenschnitt, unterlegt mit Musik in bester Wahlkampf-Manier. Im Video loben zahlreiche Gouverneure, Gesundheitsexperten und Journalisten Trumps Arbeit in der Krise.
«Wir können ihnen hunderte solcher Clips zeigen», erklärte Donald Trump gleich im Anschluss. Niemand erkenne, was in den vergangenen Wochen geleistet worden sei. «Alles, was wir gemacht haben, war richtig.»
«Ein wütender Trump verwandelte das Briefing in eine Propaganda-Sitzung» fasste CNN die über eineinhalb Stündige Trump-Show zusammen.
Donald Trump unter Druck
Mit der gestrigen Pressekonferenz schien Donald Trump sein Krisen-Image aufpolieren zu wollen. Etwa indem er betonte, dass er bereits im Januar mit einer Reiseeinschränkung aus China reagiert habe.
Damit will er der Medienberichterstattung der letzten Tage entgegenwirken, in der er kritisiert wurde, er habe wochenlang die Gefahr des Virus verkannt und nicht schnell genug gehandelt.
Gleichzeitig wächst auch von anderer Seite der Druck auf den Präsidenten. Bernie Sanders hat sich aus dem Rennen um das Präsidentschaftsamt zurückgezogen und seine Unterstützung Herausforderer Joe Biden zugesagt. Gleichzeitig kritisierte er Trump aufs äusserste für dessen Krisenmanagement. Nun gelte es «den gefährlichsten Präsidenten in der jüngeren Geschichte» der USA zu verhindern.
Das Krisenmanagement von Trump bietet nun eine günstige Angriffsfläche für Herausforderer Joe Biden. Es ist mit ein Grund, weshalb Trump versucht, sein zögerliches Handeln in gutes Licht zu rücken. Und es erstaunt nicht, dass Trump die Plattform nutzte, um gegen Biden zu schiessen.
«Grösste Sorge von Trump ist Trump»
Doch die irre Pressekonferenz bringt vor allem Trumps Egozentrik zutage. Oder wie es die «Washington Post» schreibt: «Inmitten dieser tödlichen Pandemie, die keine offensichtlichen Anzeichen eines Rückgangs zeige, macht der Präsident deutlich, dass die grösste Sorge für Trump Trump ist.»
Er habe schon immer eine unheimliche Fähigkeit gehabt, sich in fast jeder Situation in den Mittelpunkt zu stellen. «Aber das Coronavirus-Briefing vom Montag bot ein besonders scharfes Porträt eines Präsidenten, der das Ausmass der Krise nicht zu erfassen scheint.»