Abgezockt: St. Gallerin zahlt 620 Franken für Wespennest-Entfernung
Doppelter Preis als andere Anbieter und über 2000 erfundene Standorte: Der Schädlingsbekämpfer Antifix führt Schweizer hinters Licht.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine St. Gallerin zahlt doppelt so viel als üblich für die Entfernung eines Wespennests.
- Rechnungssteller war der Schädlingsbekämpfer Antifix.
- Neben horrenden Preisen täuscht der Anbieter zudem mit falschen Standorten.
620 Franken für die Entfernung eines Wespennests – ist das immer so teuer? Dies hat sich kürzlich die St. Gallerin Susanne Tremp gefragt. Zu Recht.
Denn nein, ist es nicht: Der reguläre Preis für so eine Entfernung liegt zwischen 210 und 305 Franken. Tremp wurde abgezockt.
Der besagte Rechnungssteller war die Firma «Antifix», so die Zeitschrift «Beobachter». Das Schädlingsbekämpfungs-Unternehmen hat seinen eigenen Trick, um potenzielle Kundschaft direkt auf seine Website zu locken.
2000 Standorte – und alle nicht existent
Googelt man etwa «Wespennest entfernen» und seinen Gemeindenamen, so erscheint Antifix über allen anderen Suchresultaten. Denn: Antifix hat angeblich auch einen Standort in deinem Dorf!
In rund 2000 Schweizer Gemeinden ist der Schädlingsbekämpfer vertreten – zumindest steht es so auf der Website «Wespennest-entfernen.ch».
Läuft man aber zu der angegebenen Adresse, dann steht da nichts. Oder zumindest keine Antifix-Filiale. So eine steht einzig in Dornach SO. Alle anderen Standorte werden nur aufgeführt, um der Kundschaft eine örtliche Nähe vorzugaukeln.
«Unlautere Geschäftspraktik» meint das SECO
Die Einschätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO): «Unseres Erachtens dürfte es sich dabei wohl um eine unlautere Geschäftspraktik handeln.»
Womöglich gesetzwidrig also – und entsprechend womöglich strafbar. Wer vorsätzlich unlauter geschäftet, kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bedroht werden, so der «Beobachter».
«Antifix» selbst sieht derweil kein Problem mit dem eigenen Business-Modell. Die angegebenen Adressen dienten lediglich dazu, die örtliche Verfügbarkeit und schnelle Einsatzmöglichkeit aufzuzeigen, heisst es. Auch arbeite die Firma mit diversen ortsansässigen Partnern zusammen.
«Wir verstehen die Bedenken hinsichtlich der kommunizierten Standorte nicht.»