Eine ausschliessliche Behandlung aller Depressiven mit Psychopharmaka würde laut SMB zu moderaten Einsparungen für die Schweizer Krankenkassen führen.
[Gestellte Aufnahme] Ein Psychotherapeut, sitzend, therapiert in seiner Praxis eine Klientin, die auf einer Tagesbett liegt. (Archivbild)
[Gestellte Aufnahme] Ein Psychotherapeut, sitzend, therapiert in seiner Praxis eine Klientin, die auf einer Tagesbett liegt. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Das Wichtigste in Kürze

  • Rund ein Drittel der Erwachsenen in der Schweiz erkrankt im Lauf des Lebens an Depression.
  • Die ausschliessliche Behandlung mit Medikamenten würde die Krankenkassen schonen.
  • Zu diesem Schluss kommt eine gesundheitsökonomische Analyse des Swiss Medical Board (SMB).
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Das Swiss Medical Board (SMB) empfiehlt, schwere depressive Störungen nach der akuten Krankheitsphase «auf jeden Fall» mit Antidepressiva zu behandeln. Eine Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie sei unter gewissen Bedingungen zu empfehlen. Klinische Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit nach 12 Monaten seien jedoch «besonders spärlich», hält der Expertenrat fest. Die schwere depressive Störung ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen.

Etwa jede dritte Person über 15 Jahren ist hierzulande im Laufe ihres Lebens von der Krankheit betroffen. Die derzeitigen Behandlungsempfehlungen beruhen weitgehend auf Studien, die sich auf die akute Behandlungsphase konzentrieren. Die Akutphase dauert zwischen sechs und zwölf Wochen.

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Die Datenlage zum Nutzen von Psychopharmaka ist dünn. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Über den Nutzen und Schaden von Psychotherapien und Antidepressiva für die nachfolgenden Behandlungsphasen sei wenig bekannt. Dies teilte das SMB am Dienstag mit. Keine Therapieform sei der anderen eindeutig überlegen. Zu diesem Schluss kam der Expertenrat beruhend auf 42 Studien zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit.

Gesundheitsökonomische Analyse

Eine gesundheitsökonomische Analyse betrachtete 33 Kosten-Wirksamkeits-Studien. Eine ausschliessliche Behandlung aller Patienten mit Antidepressiva würde laut SMB zu moderaten Einsparungen für die Schweizer Krankenkassen führen. Dies, weil die Psychotherapie teurer ist.

Die Wahl der Therapie könne jedoch durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Dazu zählten etwa die Schwere der Symptome, Kosten, Verfügbarkeit von Psychotherapie und Akzeptanz, schloss der Expertenrat.

Der vorliegende Bericht zur Behandlung von Depressionen ist der letzte des Swiss Medical Boards. Das unabhängige Gremium prüfte medizinische Leistungen auf ihr Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis. Es stellt nach 13 Jahren seine Aktivitäten ein und löst den Trägerverein auf.

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