Armut

Armutslage wird prekärer –Hilfswerke sind am Limit

Das aktuelle Preisniveau und der Prämienanstieg der Krankenkassen bringen Haushalte an ihr Limit. Auch Hilfswerke schlagen Alarm.

Caritas Mitarbeiter
Die Caritas-Läden werden aktuell so häufig besucht wie noch nie. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Haushalte haben aktuell mit dem hohen Preisniveau zu kämpfen.
  • Verschiedene Hilfswerke bestätigen diese Tendenz mit einer steigenden Nachfrage.
  • Dabei stösst beispielsweise die «Gassenküche-Basel» an ihre Kapazitätsgrenzen.

Die allgemeine Teuerung und das bereits hohe Preisniveau setzt finanzschwachen Schweizer Haushalten seit geraumer Zeit zu. Besserung scheint vorerst aber nicht in Aussicht, denn: Durch den Anstieg der Krankenkassenprämien spitzen sich die Notsituation vieler zusätzlich zu.

Vor Kurzem berichtete beispielsweise die «Luzerner Zeitung», von einem massiven Kundenzuwachs des Caritas-Ladens in Luzern. Dabei handelt es sich nicht um einen Einzelfall – auf Anfrage von Nau.ch bestätigen andere Hilfswerke diese Erfahrung.

Vermehrt junge Menschen von der Armut betroffen

«Wir beobachten die aktuelle Lage mit Sorge», so Caritas-Schweiz zu Nau.ch im Hinblick auf die Armutslage in der Schweiz. Bereits im Jahr 2022 verzeichnete das Hilfswerk Rekord-Ladenbesuche, trotzdem steigen die Zahlen.

«Aktuell zählen wir jeden Monat über 90'000 Einkäufe in den 22 Läden», ein Anstieg um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei konzentrieren sich die Kunden in erster Linie auf lebensnotwendige Produkte, Luxusgüter seien zweitrangig.

Haben Sie schon einmal einen Caritas-Laden besucht?

«Besonders gefragt sind die günstigsten Produkte, also Grundnahrungsmittel wie Milchprodukte, Teigwaren oder Mehl», so die Caritas. Das stellt auch die «Gassenküche-Basel» fest. Die Gästezahlen «steigen seit März, April kontinuierlich» so die Notstelle zu Nau.ch.

Hilfswerke kommen an ihre Grenzen

Die hohe Auslastung stellt die «Gassenküche-Basel» vor Probleme: «In einzelnen Fällen können wir Gäste lediglich mit einem Picknick versorgen.» Dem Hilfswerk «Tischlein deck dich» geht es ähnlich: «Aktuell können wir keine neuen Kundenkarten mehr herausgegeben, weil die Kapazitäten ausgeschöpft sind.»

Weitere Ablagestellen sowie ein Ausbau der logistischen Infrastruktur seien in Planung, so das Hilfswerk gegenüber Nau.ch. Die Caritas ihrerseits prüfe laufend, ob sich das Angebot vergrössern lasse.

Alle Altersschichten betroffen

Die aktuelle Armutslage macht vor keiner Altersschicht halt. «Auffallend ist, dass wir mehr jüngere Personen in unseren Läden sehen als noch vor zwei, drei Jahren», so die Caritas. Die «Gassenküche-Basel» berichtet von einer gegenteiligen Entwicklung: «Sicher ist, dass wir mehr ältere Menschen bei uns als Gäste haben als noch von ein paar Jahren.»

Für die Caritas ist die aktuelle Situation Grund genug, die Politik in die Verantwortung zu nehmen. Denn es gelinge ihr nicht, sich auf Massnahmen zu einigen, die dieser Entwicklung entgegenwirken könnten. Caritas-Schweiz: «Eine immer dringlichere Forderung ist mehr Geld für Individuelle Prämienverbilligung.»

Kommentare

User #5543 (nicht angemeldet)

Armutslage wird immer prekärer, dass kommt davon, dass die Menschen aus der allgemeinen Burnout Lage heraus, keine Überkrampfer mehr sein können, und die Nation dafür keine allgemeine Lösung hat. Zudem die Wohnungskosten zu hoch sind, dass ganze Einkommen fressen, die Krankekasse von Fr. 500.-- pro Person auch. Wir brauchen eine neue EINTEILUNG!

User #5543 (nicht angemeldet)

Die Einkommen sind generell gering, es braucht schon ein Übersystem wo die Einkommen reguliert, und nicht gegeneinander auspielt, wo jeder den Lebensbedarf decken kann, mit diversen Möglichkeiten. Dass Verunfallte, Kranke, Junge, oder Andersdenkende, die Verlierer sind, kann ja wohl nicht sein. Dass die Nachkriegsgeneration soviel mit Arbeiten aufholen konnte, und die neuen Generationen nicht, verliert sich im falschen Sozialsystem.

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