Auto-Lobby zahlt HSG knapp drei Millionen für Lehrstuhl
Schweizer Automobil-Importeure zahlen der Universität St. Gallen knapp drei Millionen Franken für Mobilitätsforschung. Das ist keine Ausnahme.
![HSG](https://c.nau.ch/i/50NgJm/900/hsg.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Automobil-Importeure zahlen der HSG während acht Jahren knapp drei Mio. Franken.
- Der Direktor des Instituts für Mobilität sieht darin keine Probleme.
- Ein emeritierter Professor sieht in einem privat finanzierten Lehrstuhl sogar Positives.
Das Institut für Mobilität der Universität St. Gallen (HSG) erhält einen finanziellen Zustupf: Die Schweizer Automobil-Importeure sponsern für einen Lehrstuhl nämlich während acht Jahren insgesamt 2,68 Millionen Franken.
Dieser wird zudem von Auto-Produzenten wie BMW, Porsche und Toyota gesponsert. Institutsdirektor Andreas Herrmann sieht darin aber kein Problem, wie er gegenüber SRF sagt. Denn es sei alles vertraglich geregelt.
Zudem sei die HSG traditionell mit der Privatwirtschaft eng verknüpft. Es gebe dabei weder Restriktionen noch Interessenkonflikte.
Herrmann hält fest: «Ich arbeite genauso mit der SBB oder mit anderen Unternehmen des öffentlichen Verkehrs zusammen.»
Emeritierter Professor: «Diese Zweifel helfen der Forschung»
Das sieht auch der emeritierte Professor Mathias Finger so. Dieser hatte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule EPFL in Lausanne zum Thema Verkehr geforscht.
Eine Gefährdung der unabhängigen Forschung durch private Finanzierung sehe er nicht. Ganz im Gegenteil: «Genau diese Zweifel helfen der Forschung.»
Wer einen gesponserten Lehrstuhl habe, müsse noch mehr zeigen, dass er oder sie unabhängig sei. «Sonst ist man weder als Person noch als Wissenschaftler glaubwürdig», erklärt Finger.
Fingers eigener Lehrstuhl wurde damals von der Post finanziert.
Die Forschung diene zur Einordnung und zum Verschaffen eines Überblicks. Er ist überzeugt: «Es täte vielen Universitäten gut, praxisnähere Lehrstühle zu haben.» Solche Lehrstühle würden die fächerübergreifende Forschung fördern.
Private Forschungsinvestitionen nehmen zu
Laut dem Bundesamt für Statistik flossen 2023 rund 13,5 Millionen Franken Forschungsgelder von Privaten an die HSG.
Aktuell würden etwa schweizweit acht Prozent der Uni-Gelder aus privaten Forschungsmandaten oder Stiftungen stammen.
Und die Tendenz zeigt nach oben!
So waren Private 2021 für 66 Prozent der gesamten Forschungsinvestitionen (16,8 Milliarden) in der Schweiz verantwortlich. Sie investierten rund doppelt so viel Geld in Forschung als im Jahr 2000.
Hinzu kommen die Sparpläne des Bundes. Dieser will den Unis und Hochschulen ab dem nächsten Jahr insgesamt 460 Millionen Franken weniger geben. Das würde auch die Forschung betreffen.