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Bundesrat Beat Jans plant radikales Verbot von Auslandsadoptionen

Simon Ulrich
Simon Ulrich

Bern,

Eine geplante Gesetzesänderung könnte internationale Adoptionen verbieten. Experten sehen darin Schutz vor Missbrauch, Kritiker fürchten Kinderhandel.

Beat Jans
Beat Jans schliesst Asylverfahren in Drittstaaten nicht aus. - KEYSTONE/Peter Schneider

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat könnte Auslandsadoptionen von Kindern bald verbieten.
  • Tausende illegale Adoptionen, etwa aus Sri Lanka, wurden in der Vergangenheit aufgedeckt.
  • Die Zahl internationaler Adoptionen in die Schweiz ist stark zurückgegangen.

Die Schweiz könnte bald einen bedeutenden Schritt in der Adoptionspolitik machen.

Beat Jans wird dem Gesamtbundesrat kommende Woche eine Gesetzesänderung vorzuschlagen, die Adoptionen von Kindern aus dem Ausland verbieten würde. Dies berichtet die «NZZ am Sonntag».

Adoptionen innerhalb des Landes und innerhalb der Familie wären weiterhin erlaubt.

Adoptionsstopp hat wohl gute Chancen

Der Entscheid folgt auf eine Untersuchung einer Expertenkommission, die zwei mögliche Szenarien entwickelt hat: ein vollständiger Stopp oder eine Verschärfung der Regeln und Reduzierung der Herkunftsländer auf wenige sichere Nationen.

Es scheint jedoch keinen Widerstand gegen Jans' Empfehlungen im Gesamtbundesrat zu geben. Was darauf hindeutet, dass das erste Szenario wahrscheinlich bevorzugt wird.

Adoptionen
Adoptionen innerhalb der Schweiz und innerhalb der Familie sollen weiterhin möglich sein. - dpa

«Unser Auftrag lautete, abzuklären, wie man garantieren kann, dass bei internationalen Adoptionen keine Missbräuche mehr auftreten.» Dies erklärte ein Mitglied der Expertengruppe.

Eine Garantie gebe es aber nicht. Die Frage nach dem freien Willen einer biologischen Mutter bei der Abgabe ihres Kindes bleibe «praktisch nicht überprüfbar».

Tausende Adoptionen durch illegale Praktiken

Die Untersuchung illegaler Adoptionen von Kindern aus Sri Lanka hat auf Kinderhandel und Behördenversagen in zehn weiteren Ländern hingewiesen. Darunter Rumänien und Brasilien.

Ein Bericht der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften aus dem Jahr 2023 zeigt: Zwischen 1970 und 2000 haben wahrscheinlich Tausende von Adoptionen in der Schweiz durch illegale Praktiken stattgefunden.

«Nicht zu wissen, wer die leiblichen Eltern sind und ob die Adoption freiwillig geschah, kann für die Betroffenen psychisch enorm belastend sein».

Das sagt Laura Bucher, Regierungsrätin des Kantons St. Gallen. Sie plant, den Informationsaustausch unter den Kantonen durch eine neu gegründete Plattform zu verbessern.

Kritiker befürchten Anstieg von illegalem Kinderhandel

Mit dieser Entscheidung würde der Bundesrat dem aktuellen Trend folgen – auch die Niederlande haben ein Adoptionsmoratorium eingeführt. Was früher als gute Tat angesehen wurde, wird heute oft als «White Saviour Complex» kritisiert. Eine weitere Facette der westlichen Kolonialgeschichte.

Aber es gibt auch Warnungen: Fachleute befürchten einen Anstieg des illegalen Kinderhandels bei einem Verbot von Adoptionen. Die Nachfrage bestehe weiterhin.

Kinderhandel
Eine Untersuchung deckte Tausende illegale Adoptionen auf, etwa aus Sri Lanka. - keystone

Nationalrat Stefan Müller-Altermatt sieht das anders: «In der internationalen Adoption sind schreckliche Missbräuche geschehen. Eine Kapitulation ist für mich aber keine Option».

Müller-Altermatt hat selbst einen Adoptivsohn aus Armenien. Er schlägt statt eines Verbots eine Verschärfung der Bestimmungen und eine zentrale Vermittlungsstelle vor.

Internationale Adoptionen sind stark gesunken

Die Anzahl internationaler Adoptionen in die Schweiz hat sich stark verringert. Von 691 Kindern im Jahr 1979 auf nur noch 19 im Jahr 2023.

Der Rückgang ist auf strengere Adoptionsrichtlinien und Fortschritte in der Reproduktionsmedizin zurückzuführen.

Medienberichte über illegale Praktiken im Adoptionswesen haben ebenfalls dazu beigetragen, potenzielle Adoptiveltern abzuschrecken.

Es wurden nicht nur Kinder aus Sri Lanka illegal adoptiert. Ähnliche Missbräuche sind auch aus Spanien, Chile oder Georgien bekannt.

Kommentare

User #5486 (nicht angemeldet)

Ein Problem zu lösen das sich nahezu von selbst gelöst hat liegt dem Herrn Jans. Wirkliche Probleme zu lösen da scheint der Herr Jans kein Interesse zu haben!

User #4444 (nicht angemeldet)

Schön wie da der Beat eventuell vielleicht radikal verbieten will, nur schade dass er des Volkes willen verfehlt...

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