Christoph Blocher wird Opfer von KI-Fake-Video – SRF warnt
Alt Bundesrat Christoph Blocher soll der Regierung in einer SRF-Sendung Lügen vorwerfen und für eine Anlegeseite werben. Nichts davon hat er wirklich getan.
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Das Wichtigste in Kürze
- Ein Video unterstellt SVP-Dojen Christoph Blocher, für eine Finanzplattform zu werben.
- Auch Ex-SNB-Chef Thomas Jordan schwärmt angeblich vom Angebot.
- SRF und ein Experte warnen: Das Video wurde mit KI manipuliert.
SVP-Doyen und Milliardär Christoph Blocher zeigt, wie einfach man reich werden kann. Doch die Schweizer Regierung macht ihm dabei angeblich einen Strich durch die Rechnung. So lässt sich ein KI-manipuliertes Fake-Video zusammenfassen, das aktuell im Netz herumgeistert.
Im Video wird der Eindruck erweckt, der alt Bundesrat befinde sich in der ehemaligen SRF-Sendung «Schawinski».
«Ich muss das einfach sagen», sagt der gefälschte Blocher darin. Die Schweizer Regierung verheimliche den Menschen Informationen über eine Plattform. Auf dieser könne man bis zu 70'000 Franken pro Monat verdienen.
Die Rede ist von einer neuen Plattform für passives Einkommen, die der gefakte alt SVP-Bundesrat besitzen soll. Blocher bewirbt diese als «vollkommen legal und bereits in der Schweiz verfügbar».
Menschen, die bereits 250 Franken investiert haben, verdienen laut Fake-Blocher rund 40'000 Franken pro Monat.
Gefälschter Christoph Blocher erhebt Vorwürfe gegen Regierung
Christoph Blocher kritisiert, dass seine Videos und Anfragen im Zusammenhang mit seinem neuen Business gelöscht würden. «Vielleicht ist das ein persönliches Problem zwischen mir und Herrn Thomas Jordan.» Jordan war Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
Im Video kündigt die ebenso gefälschte SRF-«Tagessschau»-Moderatorin Andrea Vetsch deshalb einen Skandal an.
«In einem neuen Interview von Roger Schawinski hat Christoph Blocher die Schweizer Regierung der Lüge beschuldigt», sagt sie.
Nach Veröffentlichung des Interviews habe die Regierung Blocher gebeten, seine Aussage aus der Folge zu entfernen, so die Fake-Moderatorin. Später kommt auch noch ein gefälschter Thomas Jordan, der ehemalige Präsident der SNB, zu Wort.
So gut gefälschtes Video «habe ich bisher noch nicht gesehen»
Die TV-Auftritte im Video, das auf Facebook kursiert, sind echt. Doch die Worte von Christoph Blocher, Thomas Jordan und Andrea Vetsch sind frei erfunden. Sie wurden mit KI manipuliert.
«Achtung, Fake-Video im Umlauf», meldete SRF-Investigativ-Reporter Conradin Zellweger auf Linkedin. KI-generierte Fake News gebe es schon länger. «Aber ein so gut gefälschtes Video mit SchweizerInnen habe ich bisher noch nicht gesehen.»
Auch KI-Experte Mike Schwede beurteilt die Fake-Clips auf den ersten Blick als glaubwürdig. «Der unerfahrene Internetnutzer, der schon auf Fake-Websites reinfällt, könnte das Video für bare Münze nehmen», sagt Schwede zu Nau.ch
So erkennst du den Fake
Es gebe jedoch einige offensichtliche Anzeichen dafür, dass es sich um Manipulation handle, sagt Schwede. «Wenn der Kopf um mehr als 30 Grad gedreht ist, stimmt die Lippensynchronisation nicht mehr genau.» Dies zeige sich etwas beim Auftritt von Christoph Blocher.
Hilfreich ist auch, auf die Gestik zu achten. Diese stimme oft nicht mit dem Gesprochenen überein, sagt Schwede.
Auch die Aussprache kann verdächtig sein. «Christoph Blocher spricht ‹Jordan› mit englischer Aussprache aus, was er in der Realität nie tun würde», sagt Schwede. Selbst Nachrichten-Profi Andrea Vetsch sagt im KI-Video «Tschordan» statt «Jordan».
Fake-Video-Datenbanken sollen helfen
Auch bei anderen Namen patzt die KI. «Häufig werden Firmen-Namen meiner KI-Kunden immer englisch anstatt zum Beispiel französisch ausgesprochen», sagt Mike Schwede.
Manche KI-Videos fliegen auf, weil der Sprachfluss der Protagonistinnen und Protagonisten nicht stimmt. «Dies ist zum Beispiel bei unnatürlichen Sprechlücken oder stockender Aussprache der Fall», sagt Schwede.
Der KI-Experte rechnet mit immer ausgeklügelteren Methoden, um Inhalte zu verfälschen. Medienhäusern empfiehlt er deshalb, öffentliche Fake-Video-Datenbanken anzulegen.
«Auf diese Weise können sich User unkompliziert über sämtliche Fake-News informieren, die im Umlauf sind», sagt Schwede.
Betrüger hacken Accounts, um Fake-Video zu verbreiten
Laut SRF-Mediensprecherin Natalie Blasi wurde das Fake-Video als gesponserter Beitrag angezeigt. «In der Regel handelt es sich um Accounts, die selbst gehackt wurden und das Video dann weiterverbreiten.»
Immer wieder kursieren online Werbeanzeigen, wie Blasi sagt. Bei diesen würden unerlaubt Bilder aus Sendungen von SRF verwendet. Oder sie seien gar in einem gefälschten SRF-Layout aufgemacht.

Laut der Mediensprecherin missbrauchen die unbekannten Absender dabei oftmals auch Bilder von SRF-Moderatorinnen und -Moderatoren für ihre dubiosen Zwecke. «Fake-Content ärgert uns und wird nicht toleriert»
Strafanzeige gegen Unbekannt
SRF ist es meist nicht möglich, die Betreiber der betrügerischen Webseiten ausfindig zu machen. «Wir prüfen jeweils im Einzelfall, welche Massnahmen möglich sind.» Dazu gehört unter anderem, dass das Medienhaus allenfalls Strafanzeige gegen Unbekannt einreicht.
SRF versucht laut Bläsi mit Beiträgen über diese Machenschaften das Publikum aufzuklären und berichtet immer wieder über dieses Thema.