Christoph Blocher liest Jacqueline Badrans Lieblings-Skeptiker-Buch

Dass alt Bundesrat Christoph Blocher grosse Stücke auf Jeremias Gotthelf hält, ist kein Geheimnis. Er hält über den vor 200 Jahren tätigen Schriftsteller und Pfarrer, der eigentlich Albert Bitzius hiess, sogar Vorträge. Mit der Warnung: «Der Redner behält sich vor, auch stark vom Manuskript abzuweichen.»

Dank der Homestory in der «Schweizer Illustrierten» wissen wir nun auch, welches Gotthelf-Buch Christoph Blocher derzeit jeden Abend vorliest. Seiner Silvia nämlich, die, zugegebenermassen, oft dabei einschläft.

Es ist der Roman «Anne Bäbi Jowäger». Einen ersten Hinweis auf dessen Inhalt gibt der korrekte vollständige Titel: «Wie Anne Bäbi Jowäger haushaltet und wie es ihm mit dem Doktern geht.» Spoiler: Es geht ihm nicht gut.

Denn die derzeitige Bettlektüre der Blochers ist eine Streitschrift gegen Quacksalberei und Aberglauben. Das Anne Bäbi hält nichts von Impfungen, weshalb ihr Sohn Jakobli an den Pocken erkrankt. Kurz: Gotthelf hat 1843 ein Anti-Impfskeptiker-Buch geschrieben.

Gerade die Geschichte von Anne Bäbi Jowäger und ihrer Familie ist, so scheint es, sehr passend für ehemalige SVP-Bundesräte. Denn nebst Christoph Blocher ist auch Ueli Maurer schon damit in Kontakt gekommen. SP-Nationalrätin Jacqueline Badran brachte ihn und die Geschichte vor drei Jahren zusammen.

Badran störte sich an Maurers Zweifeln an der Corona-Impfung – Zweifel, die er seither noch deutlicher wiederholt hat. Also beschenkte sie den damaligen Finanzminister noch im Nationalratssaal mit einer Lektion in SVP-kompatibler Seuchenbekämpfung: Wenn es Gotthelf geschrieben hat, kann es ja nicht falsch sein.

Allerdings erhielt Maurer von Badran nicht das Buch, sondern die DVD mit dem Filmklassiker aus den 60er-Jahren. Diese Version ist noch einiges dramatischer, denn hier wird nicht nur die Impfung verweigert, sondern auch gestorben.

Ob Ueli Maurer sich die DVD jemals zu Gemüte geführt hat, ist nicht überliefert. Beim notorisch medienabstinenten Maurer darf auch bezweifelt werden, ob er überhaupt ein Abspielgerät hätte. Eigenen Angaben zufolge bevorzugt er sowieso «ein gutes Buch».

Sollte er trotzdem – ausnahmsweise – Medien konsumieren, wüsste er jetzt, wo er ein schriftliches Exemplar von «Anne Bäbi Jowäger» herbekommen könnte: In Herrliberg. Nicht ausgeschlossen, dass es ihm sogar jemand vorliest. Einziger Nachteil dürfte sein, dass der Vorleser sich vorbehält, auch stark vom Manuskript abzuweichen.