Christoph Blocher in Bundesrat? «Kann einem fast leid tun»
Ob er es wohl ernst meint? Christoph Blocher sieht sich als Nachfolger von Viola Amherd. Bei der Mitte herrscht Kopfschütteln.
![Alt Bundesrat Christoph Blocher an der Delegiertenversammlung der SVP in Balsthal SO, am 25. Januar 2025.](https://c.nau.ch/i/qeO5BR/900/alt-bundesrat-christoph-blocher-an-der-delegiertenversammlung-der-svp-in-balsthal-so-am-25-januar-2025.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Christoph Blocher würde «die Aufgabe übernehmen» und erneut als Bundesrat kandidieren.
- Er sieht sich eher in der Lage, das VBS zu übernehmen als einer der Mitte-Kandidaten.
- Mitte-Nationalrätin Maya Bally findet solche Äusserungen eher bemitleidenswert.
Blocher-Fans reagieren begeistert: Ihr Idol lanciert sich als «wilden» Kandidaten für den Bundesrat. Er würde «die Aufgabe übernehmen», als Nachfolger von Viola Amherd im VBS aufzuräumen. Bis Ende 2027 will er dies geschafft haben – dann soll die Mitte-Partei ihren Bundesratssitz wieder zurückerhalten.
Blocher-Kandidatur löst Mitte-Mitleid aus
Christoph Blocher ist 84 und einer der wenigen abgewählten Bundesräte. Trotzdem will er es offenbar nochmals wissen. Dem entgegen steht nicht nur das nach wie vor Blocher-kritische Parlament, sondern auch Blocher selbst.
«Meine Redezeit ist abgelaufen», sagte der SVP-Doyen vor einem Jahr. Er begründete damit, warum er altershalber an der Albisgüetli-Tagung nicht mehr als Redner auftreten möge.
![Nationalrätin Maya Bally](https://c.nau.ch/i/OAObPD/900/nationalratin-maya-bally.jpg)
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das ernst meint», sagt deshalb auch Nationalrätin Maya Bally (M/AG). Jedenfalls könne sie selbst es nicht ernst nehmen und verstehe die Motivation dahinter auch nicht. «Ist es Provokation, immer noch verletzter Stolz oder ein Ablenkungsmanöver?»
Blocher lecke nach wie vor seine Wunden, schreibt Bally auf «X»: «Kann einem fast leidtun.» Hat Christoph Blocher seine Abwahl von 2007 immer noch nicht verwunden?
Blochers Bundesrats-Anspruch: «Anmassend»
Es müsste ja nicht unbedingt Christoph Blocher sein: Wäre ein Nicht-Mitte-Kandidat überhaupt wählbar, wenn einem die präsentierte Auswahl von Markus Ritter und Martin Pfister nicht zusagt? «Nein, der Sitz gehört der Mitte», stellt Mitte-Nationalrätin Bally klar. «Und unsere Kandidaturen kann man jetzt auch nicht einfach verreissen.»
Dass den Linken dieses und den Rechten jenes nicht an einem Kandidaten gefalle, liege in der Natur der Sache.
Doch Blocher könne niemand das Wasser reichen, schwärmen seine Anhänger online. Die Kandidatur sei eine grossartige Idee, der «Macher» habe es drauf, lautet der Tenor.
![Mitte Zweierticket Ritter Pfister](https://c.nau.ch/i/OAOkMv/900/mitte-zweierticket-ritter-pfister.jpg)
Gerade diese Haltung aber stört Maya Bally. Ob es tatsächlich machbar wäre, im VBS innert zweieinhalb Jahren «aufzuräumen», sei dahingestellt. Aber: «Ich finde es auch etwas anmassend, dass er das Gefühl hat, er könne das, aber einer unserer Kandidaten nicht.»
Giacobbo zieht den Hut vor Christoph Blocher
In die gleiche Kategorie fällt bei Bally Blochers Aussage, er würde «die Aufgabe übernehmen». «Das haben wir ja schon einige Male von Blocher-Seite gehört: ‹Wenn es mich braucht, dann mach ich das›. Sie sind oftmals die sogenannt Berufenen», findet die Mitte-Nationalrätin.
![Bally Giacobbo Christoph Blocher](https://c.nau.ch/i/bmOP4x/900/bally-giacobbo-christoph-blocher.jpg)
Anders kommt das Vorpreschen von Christoph Blocher bei Viktor Giacobbo an. Der nicht eben als Blocher-Freund bekannte Komiker zollt dem Rentner-Kollegen Respekt: «Der alte Fuchs leistet sich manchmal eine witzige Provokation und triggert damit die Medien.» Und wer wüsste besser, was witzig ist, als ein Kabarettist?
«Das macht ihn immerhin origineller als seine drögen Dettlinge», findet Viktor Giacobbo. Er spielt damit auf SVP-Präsident Marcel Dettling an. Denn dieser wollte die Kandidatur von Christoph Blocher nicht weiter kommentieren.