Coop wirbt nur für ausländische Beeren – Bauer ist sauer
«Jetzt ist Beerenzeit», heisst es in einem Inserat von Coop in der eigenen Wochenzeitung. Dabei wird nur für ausländische Beeren geworben. Das sorgt für Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Coop wirbt vor der Schweizer Beeren-Saison für ausländische Beeren.
- «Das ist eine Sauerei», ärgert sich ein Luzerner Beerenproduzent.
- Den Titel des Inserats bezeichnet er als «Kundentäuschung».
Schon bald beginnt in der Schweiz die Beeren-Saison: Die ersten Erdbeeren werden im April oder Mai geerntet. Die Ernte anderer Beeren folgt meist ab Juni oder im Juli.
Doch bereits jetzt wirbt Coop in einem Inserat in der eigenen Wochenzeitung mit dem Titel «Jetzt ist Beerenzeit» für Beeren. Bei den darunter beworbenen Produkten handelt es sich aber um Erdbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren aus Griechenland und Spanien. Die Detailhändlerin wirbt zudem für Johannisbeeren aus Chile.
«Das ist eine Sauerei», sagt der Beerenproduzent Heiri Gürber aus Neudorf der «Luzerner Zeitung». Den Inseratetitel bezeichnet er als «Kundentäuschung». Da müsse sich niemand mehr wundern, wenn Schweizer Konsumenten nicht mehr wüssten, wann in der Schweiz die Beeren-Saison laufe.
«In den Rücken gefallen»
Gürbers Himbeeren werden erst im Juli reif sein. Ihm und anderen Schweizer Beerenproduzenten macht aktuell das Winter-Comeback Probleme – vor allem wegen des Schnees. Dieser drücke mit seiner Last auf die Kulturen.
Aufgrund der aktuellen schwierigen Wetter-Situation zeigt Gürber noch weniger Verständnis für das Coop-Inserat: «Wir haben mit Frost zu kämpfen, setzen möglichst wenig Pflanzenschutzmittel ein, versuchen Wasser zu sparen. Und dann wird uns derart in den Rücken gefallen. Das geht einfach nicht», ärgert sich der Beerenproduzent.
Während man in der Schweiz versuche, nachhaltig zu produzieren, würden etwa in Spanien ganze Landstriche vertrocknen. Dort würden die Beeren unter viel tieferen Auflagen angebaut und die Arbeiter schlecht bezahlt. «Es sollte verboten werden, Werbung für nichtsaisonale Produkte aus dem Ausland machen zu dürfen», lautet Gürbers Fazit.
Coop verkauft seit Jahren Beeren schon im April
Laut Coop beginnt der Verkauf von Beeren seit Jahren im April. Damit reagiere man auf ein Kundenbedürfnis. Sobald Beeren aus der Schweiz «in ausreichender Qualität und Quantität» verfügbar seien, würde man diese anbieten. «Schweizer Produkte haben für uns Priorität.»
Coop habe zahlreiche Kunden, «die sich auf den Saison-Beginn der Schweizer Beeren freuen und darauf warten». Das Ziel des Inserats sei zudem nicht, die hiesigen Bauern zu verärgern.
Auch Patrick Galliker, Präsident der Vereinigung Luzerner Beerenpflanzer, findet das Inserat «sehr unglücklich formuliert». Er hält aber fest: Es sei normal, dass Beeren importiert und vor den inländischen in den Filialen angeboten werden. Dennoch «sind wir natürlich um jeden Einzelnen froh, der auf die einheimischen Beeren wartet».