Coronavirus: Machen Kantone Telefonwerbung für Impfung?
Die Impfbereitschaft gegen das Coronavirus hat in der Schweiz nachgelassen. Die Kantonsärzte liebäugeln mit einer Telefonkampagne. Die Behörden winken aber ab.
Das Wichtigste in Kürze
- 54 Prozent der Schweizer Bevölkerung wurde bisher mindestens einmal gegen Corona geimpft.
- Die Bundesbeamten mussten feststellen, dass die Impfbereitschaft nachgelassen hat.
- Für den Kanton Bern ist eine Impftelefonkampagne aus Datenschutzgründen nicht vertretbar.
Die Schweizer Impfkampagne gegen das Coronavirus ist ins Stocken geraten. Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, glaubt zwar, dass sich noch einige Schweizer nach den Ferien impfen lassen würden.
Bisher haben sich aber «nur» rund 54 Prozent mindestens einmal gegen das Coronavirus impfen lassen. Dennoch hiess es am Dienstag am Point de Presse des BAG, dass es aktuell keine Bestrebungen gebe, Impfunentschlossene direkt anzusprechen. Laut Linda Nartey, der Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärzte, müsse man aber prüfen, ob es eine Telefonkampagne geben werde.
«Aus Datenschutzgründen nicht vertretbar»
Gemäss Maria Gares, Mediensprecherin Departement Gesundheit und Soziales des Kantons Aargau, gebe es derzeit keine solchen Überlegungen. Stattdessen will der Kanton Impfunentschlossene anders umstimmen: «Wir gehen mit unseren beweglichen Impfangeboten noch näher zur Bevölkerung. Und wir haben auch unsere Präsenz mit Werbung im öffentlichen Raum nochmals verstärkt.»
Auch die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern winkt diesbezüglich ab: «Das ist im Kanton Bern nicht geplant und wäre aus Datenschutzgründen auch nicht vertretbar», erklärt Mediensprecherin Naomi Brunner auf Anfrage. Um die Impfbereitschaft zu erhöhen, brauche es überzeugende Argumente und solidarisches Verhalten.
Kanton Bern rechnet mit erneutem Impfschub gegen das Coronavirus
«Wir setzen daher auf Kommunikation und Beratung sowie das Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft als Ganzes.» Am Montag sei erneut eine Informationskampagne lanciert worden, die bis Ende August laufen werde. Mit den Ferienrückkehrern und der Vorbereitung für die Herbstferien erwarte der Kanton einen neuen Impfschub.
«Die Kampagne soll noch Unentschlossene dazu animieren, sich über die Impfmöglichkeiten im Kanton Bern zu informieren. Zudem sprechen wir in einer Spezialkampagne die ‹schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen› an.» Auch werde die Impfung gegen das Coronavirus noch zugänglicher gemacht. Ein Impftruck werde in verschiedenen Gemeinden und Einkaufszentren unterwegs sein, dabei seien Impfungen ohne Terminvereinbarung möglich.
Kanton Zürich will nächste Woche informieren
Der Kanton Zürich zeigt sich auf Anfrage von Nau.ch zurückhaltend: «Die Gesundheitsdirektion informiert Anfang nächster Woche über Massnahmen, wie die Impfquote im Kanton Zürich zusätzlich erhöht werden kann. Die Überlegungen des BAG bezüglich einer ‹Telefonkampagne› nehmen wir zur Kenntnis.»
Im Kanton Basel-Stadt sei die Impfbereitschaft vergleichsweise hoch, sagt Valentin Kressler, Mediensprecher des Gesundheitsdepartements. «Weitere Anmeldungen sind jedoch nach wie vor willkommen und nötig.» Die Impfquote wolle man weiter erhöhen. «Wir sind deshalb aktuell daran, Massnahmen zur weiteren Erhöhung der Impfquote zu prüfen.»