Coronavirus: Schweizer besorgt wegen Streit an Familien-Weihnacht
Das Wichtigste in Kürze
- Weihnachten und das Coronavirus; eine Kombination, die vielen Schweizern Sorgen bereitet.
- Psychologen erhalten deshalb zurzeit mehr Anfragen als sonst.
- Diese betreffen auch den Umgang mit Familienfeiern, an denen Ungeimpfte teilnehmen.
Das Fest der Liebe steht vor der Tür. Doch statt Vorfreude löst der Gedanke an Weihnachten zurzeit bei vielen Schweizern Ängste und Sorgen aus.
Das spüren auch die Psychologen. «Die Nachfrage ist definitiv gestiegen», bestätigt Birgit Kleim, Professorin für Experimentelle Psychopathologie und Psychotherapie der Universität Zürich. Viele der niedergelassenen Psychiater und ambulant arbeitenden Psychologen seien deshalb an den Grenzen ihrer Kapazität angelangt.
Die Fragen der Klienten seien klar Corona-spezifisch. Speziell jetzt vor Weihnachten drehen sie sich gemäss Kleim um den Umgang mit Familienfeiern, in denen einige Personen nicht geimpft sind. Oder auch um das Bedauern, Angehörige nicht sehen zu können.
Freuen Sie sich auf das Weihnachtsfest innerhalb der Familie?
Doch auch Einsamkeit, Kontrollverlust sowie Belastungen im Beruf und im Alltag wegen weniger persönlichem Austausch mit Kollegen und Freunden kämen vermehrt auf den Tisch.
Wegen Coronavirus liegen die Nerven blank
«Vielen Menschen steht ein schwieriger Winter bevor», sagt auch die Psychologin Yvik Adler, Co-Präsidentin der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen. Es fehle die Abwechslung in der Lebensgestaltung, die sozialen Kontakte sowie eine «aushaltbare Perspektive».
Insgesamt würden viele menschliche Gruppierungen an einer gewissen Polarisierung leiden; «die Nerven liegen blank», so Adler.
Dass die Diskussionen – insbesondere zwischen Geimpften und Ungeimpften im Familienkreis – zunehmend gehässig werden, hat auch Christina Hegi vom Sorgentelefon «Dargebotene Hand» festgestellt. Der innerfamiliäre Zwist bestehe nicht selten auch zwischen Ehepartnern, von denen eine Person geimpft ist, die andere aber nicht.
«Auf das gemeinsame konzentrieren»
Wie also umgehen mit solchen Situationen, insbesondere im Hinblick auf Weihnachten? «Immer wieder versuchen, die andere Haltung und die dahinter liegenden Motive zu verstehen und die andere Position wenigstens stehen zu lassen, ist die einzige Möglichkeit, diese Konflikte zu deeskalieren», sagt Yvik Adler.
Man solle einander leben lassen und sich auf das Gemeinsame konzentrieren. «Dann kann man auch gemeinsam eine Lösung finden».