Credit Suisse: Finma erwog Berufsverbot gegen Ex-Präsident Rohner
Die Credit Suisse und die Finma kommen bei einem PUK-Expertenbericht nicht gut weg. Seitens der CS wurden Gesetze nicht eingehalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Urs Rohner gab gegenüber der Finma falsche Auskunft, steht im PUK-Expertenbericht.
- Dem Ex-CS-Verwaltungsratspräsidenten drohte wegen eines Geldwäscheskandals die Absetzung.
- Wirkliche Konsequenzen wurden von der Finma jedoch nicht gezogen.
Ein gleichzeitig mit dem PUK-Bericht veröffentlichter 267-seitiger Expertenbericht von Langhart/Hirschle deckt zusätzlich gravierende Missstände bei der Credit Suisse (CS) und der Finanzmarktaufsicht (Finma) auf.
Der CS-Verwaltungsrat sei «nicht fähig oder nicht willens» gewesen, für eine angemessene Compliance-Organisation zu sorgen – also die Einhaltung der Gesetze.
Wie die «Sonntagszeitung» berichtet, steht der frühere CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner im Zentrum der Kritik. Unter anderem wegen eines Geldwäscheskandals mit der russischen Mafiaorganisation «Tambowskaja». 2018 drohte ihm deshalb die Absetzung.
Im Mafia-Fall ging es unter anderem um Diana Gindin, die langjährige Geschäftsführerin und Präsidentin der Credit-Suisse-Investmentbank in Moskau.
Falsche Auskünfte der Credit Suisse
Die Finma warf dem Verwaltungsrat vor, Gesetze nicht ausreichend durchgesetzt zu haben. Sie erwog zeitweise ein Berufsverbot für Rohner und den damaligen Chefjuristen Romeo Cerutti. Letztendlich verzichtete sie jedoch darauf.
Laut dem Bericht soll Rohner mehrfach falsche Auskünfte zur Geldwäsche gegenüber der Finma erteilt haben, ohne dass dies Konsequenzen hatte. Auch Cerutti habe gegenüber der Finma falsche Auskunft erteilt.
Auf Anfrage der Zeitung nahm Rohner keine Stellung.
Die Credit Suisse wurde zudem 2018 angewiesen, einen zusätzlichen Verwaltungsrat für Compliance einzusetzen.
Stattdessen habe die Finma Rohners Vorschlag akzeptiert, ein internes Komitee einzurichten, für dessen Vorsitz er sich zur Verfügung stellte. Der Finma-Entscheid wird im Bericht als «nicht nachvollziehbar» bezeichnet.
Im «Spygate» im Jahr 2019 wurde es erneut eng für Rohner, als bekannt wurde, dass das ehemalige Geschäftsleitungsmitglied Iqbal Khan beschattet wurde. Rohner sagte, es habe keine weiteren Beschattungen gegeben. Doch auch das stellte sich als falsch heraus.
«Schlechteste Bilanz in Bezug auf regulatorische Probleme»
Die Finma leitete aber wieder kein Verfahren gegen Rohner ein, obwohl ihr die Missstände bei der Bank bekannt waren. Rohners Nachfolger António Horta-Osório erhielt 2021 bei seinem Antritt laut der «Sonntagszeitung» folgenden Brief von der Finma:
«Nie in der Geschichte der Finma hat ein grosses Finanzunternehmen gleichzeitig so viele Probleme gezeigt, die sowohl Enforcementverfahren als auch dringende Sanierungsmassnahmen erforderten.»
Und weiter: «Unter allen grossen Finanzunternehmen in der Schweiz weist die Credit Suisse Group (CSG) mit Abstand die schlechteste Bilanz in Bezug auf regulatorische Probleme auf, mit acht Finma-Durchsetzungsverfahren und zahlreichen weiteren formellen Rügen allein in den letzten vier Jahren.»
Das Unternehmen habe zudem «eine schlechte Erfolgsbilanz bei der Behebung von Mängeln gezeigt und eine Kultur der ‹Überoptimierung gegenüber regulatorischen Vorgaben› gepflegt».