Das Anti-Vaterschaftsurlaub-Referendum könnte 44'000 Papis schaden
Die Unterschriften für das Referendum gegen den Vaterschaftsurlaub sind eingereicht. Selbst wenn es abgelehnt wird, kommt der Papi-Urlaub für viele zu spät.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Referendum gegen den Vaterschaftsurlaub wurde bei der Bundeskanzlei eingereicht.
- Selbst wenn das Referendum abgelehnt wird, kommt der Papi-Urlaub für viele zu spät.
- Denn das Referendum verzögert den Umsetzungsprozess um mindestens ein halbes Jahr.
Das Komitee gegen zwei Wochen Vaterschaftsurlaub frohlockt. Laut eigenen Angaben konnten die für ein Referendum nötigen 50’000 Unterschriften zusammengetragen und der Bundeskanzlei übergeben werden.
Diese klärt nun ab, ob es sich auch tatsächlich um genügend gültige Unterschriften handelt. Ist dem so, kommt das Referendum vors Volk. Das heisst: Das Volk darf entscheiden, ob es mit National- und Ständerat übereinstimmt.
Oder ob es die zwei Wochen Vaterschaftsurlaub lieber ablehnen möchte. Dann wäre die Schweiz zurück auf Feld eins: Ein obligatorisch freier Tag für den frischgebackenen Papa zur Geburt seines Sprösslings.
80 Prozent wollen Vaterschaftsurlaub
Gut möglich allerdings, dass das Volk, das zu grossen Teilen bereits für vier Wochen Vaterschaftsurlaub unterschrieben hatte, Nein zum Referendum sagt. Eine repräsentative Umfrage des Link-Instituts ergab, dass rund 80 Prozent der Bevölkerung einen Vaterschaftsurlaub wollen.
Sollte sich das an der Urne bestätigen, treten die beiden vom Parlament gewollten Wochen Vaterschaftsurlaub wie beschlossen in Kraft. Allerdings mit Verspätung.
Mindestens ein halbes Jahr Verspätung für Vaterschaftsurlaub
Ohne Referendum hätten Papis ab Sommer 2020 zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub bekommen. So schnell wird es nun in keinem Fall gehen.
Die Frist zum Sammeln von Unterschriften für das Referendum lief bis letzten Donnerstag. Das Überprüfen und Zählen der Unterschriften kann «einige Wochen in Anspruch nehmen». Das sagt Urs Bruderer, Sprecher der Bundeskanzlei.
Dann folgt die Vorbereitung auf den nationalen Urnengang. «Den Abstimmungstermin einer allfälligen Abstimmung über das Referendum muss der Bundesrat festlegen», so Bruderer. Noch hat der Bundesrat sich dazu allerdings gar nicht erst geäussert. Und er sei auch «an keine Frist gebunden».
Fest steht: Selbst wenn der Bundesrat den Abstimmungstermin sofort festlegt, können wir frühestens im Sommer an die Urne. Denn: «Der Bundesrat muss mindestens vier Monate vor dem Termin festlegen, welche Vorlagen zur Abstimmung gelangen werden.»
Leidtragend sind die Väter
Mittelt man die Geburtenraten der Jahre 2016 bis 2018 kommt man auf 87'705 Lebendgeburten pro Jahr. Wird das Referendum abgelehnt, ist davon auszugehen, dass der Vaterschaftsurlaub im Januar 2021 in Kraft tritt.
In die Röhre blicken die Väter der etwa 44'000 Babys, die in der zweiten Jahreshälfte zur Welt kommen dürften. Viele von ihnen dürften bereits hoffnungsvoll auf die zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub geblickt haben. Sie werden nun enttäuscht.
Die geschätzten Kosten für den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub belaufen sich laut dem Bund auf 0,06 zusätzliche Lohnprozente. Diese würden hälftig bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhoben. Jährlich wären das insgesamt 229 Millionen Franken, die für die zweiwöchige Papa-Zeit aufgewendet werden müssten.