Der Vatikan und Papst Franziskus besitzen in der Schweiz Immobilien
Der Vatikan ist reich und das Vermögen des Kirchenstaates wächst von Jahr zu Jahr. Einnahmequellen sind zum Beispiel Mieten – auch von Schweizer Liegenschaften.
«SI Rieu-Soleil SA» ist die formelle Eigentümerin eines unscheinbares Wohnhauses im Genfer Quartier Eaux-Vives. Nichts ungewöhnliches könnte man meinen. Falsch! «SI Rieu-Soleil SA» hat nur einen einzigen Aktionär: den Vatikan.
Vatikan kaufte Immobilien mit Mussolini-Gelder
Der Vatikan scheffelt daher Jahr für Jahr einiges an Geld mit Miet- und Pachteinnahmen. Das sind aber längst nicht alle Einnahmequellen, denn auch der Peterspfennig (rund 60 Mio. Euro), Zahlungen von Bistümern aus aller Welt (24 Mio. Euro), Eintrittsgelder zu den Vatikan-Museen (hoher zweistelliger Millionenbetrag), Spenden, Einkünfte aus dem Briefmarken-, Münzen- und Souvenir-Verkauf sowie Filmrechte lassen das Vermögen des heiligen Stuhls jährlich anwachsen.
Anders gesagt also: Das unscheinbare Wohnhaus im Genfer Quartier Eaux-Vives gehört dem Papst persönlich. Damit aber nicht genug. Das katholische Kirchenoberhaupt besitzt auch rund ein Dutzend Renditeliegenschaften in Lausanne – und das nicht erst seit gestern.
Der Vatikan hat die Schweizer Immobilien mit Geldern von Italiens Ex-Diktator Benito Mussolini gekauft. Dieser hatte den heiligen Stuhl im Jahr 1929 mit 1,75 Mia. Lire entschädigt, nachdem der Vatikan im 19. Jahrhundert seine einst riesigen Gebiete offiziell an Italien abtreten und Rom als Hauptstadt Italiens anerkennen musste. Der Betrag den Mussolini damals bezahlte war rund ein Prozent des damaligen Bruttosozialprodukts Italiens, das wären heute rund 18 Milliarden Franken.
Vatikan hält auch Aktien an UBS und Roche
Wie die «Tagesschau» berichtet, hat der Vatikan bereits in den 30er-Jahren Boden und Liegenschaften in Genf und Lausanne gekauft. Für Aussenstehende ist dies jedoch kaum erkennbar. Hinweise finden sich laut dem Bericht nur vereinzelt in Dokumenten im Handelsregister.
Der Vatikan ging nach dieser Entschädigung kräftig auf Einkaufstour und zwar nicht nur in der Schweiz: Wohnhäuser in Paris an bester Lage und unter anderem eine Immobilie an einer teuren Einkaufsstrasse in London gehören heute sozusagen zum heiligen Staat. Auch dort ist zudem wieder – wie in Genf und Lausanne – nach Aussen nicht ersichtlich, wer der wahre Besitzer ist.
Vermögen des Vatikans kann nur geschätzt werden
Nicht zuletzt gehört zum Besitz des Vatikans natürlich auch die eigene Bank und diese liefert ihren Gewinn – zuletzt 32 Mio. Euro – ebenfalls an den Kirchenstaat ab. Schätzungen zum Vermögen des Vatikans reichen deshalb bis zu 12 Milliarden Euro. Dabei liegt die Betonung auf Schätzungen – offizielle Zahlen gibt es nämlich nicht. Bekannt ist aber zum Beispiel, dass das Gesamtvermögen alleine 2014 um 939 Millionen Euro zunahm und das verrät doch einiges.
Für Investigativjournalist Gianluigi Nuzzi scheint dies alles wenig erstaunlich Der Italiener, der mehrere Enthüllungsbücher zum Papst und dem Vatikan schrieb, sagt im «Tagesschau»-Bericht: «Undurchsichtigkeit ist das Rückgrat dieses Systems – und nicht etwa das Evangelium.» Deshalb würde man auch nichts über Investments und Immobiliengesellschaften in der Schweiz, Spanien und Frankreich finden.
Der Vatikan habe jedoch eine ganze Gruppe von Firmen, Aktiengesellschaften und undurchsichtige Unternehmen, so Nuzzi. Eine solche Vatikan-Gesellschaft hat laut dem SRF-Wirtschaftsmagazin «Eco» übrigens ihren Sitz in Fribourg. Sie dient als Investitionsvehikel und hält auch Aktien. Und zwar nicht an irgendwelchen Firmen, sondern unter anderem an den Grossunternehmen UBS und Roche.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Vatikan besitzt in der Schweiz ein Dutzend Wohnhäuser.
- Meist wissen aber nicht einmal die Mieter über den berühmten Vermieter Bescheid.
- Laut einem Experten hat diese «Undurchsichtigkeit» System im heiligen Staat.