«Einmal Urlaub in der Schweiz kostet dein ganzes Leben», titeln die Deutschen. Ist es wirklich so schlimm? Schweizer Tourismus-Experten ordnen ein.
Mit Bahn von Zermatt aufs Gornergrat. Auch kein günstiger Ausflug – wie so viele in der Schweiz. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Restaurant- und Hotelpreise sind in der Schweiz höher als in den Nachbarländern.
  • So können die Ferien im Inland schnell einmal teuer werden.
  • Tourismus-Experten verteidigen die Preise und erläutern die Gründe.
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Eine Fahrt aufs Jungfraujoch, mit der Bahn aufs Gornergrat in Zermatt oder einmal auf dem Titlis bei einem Kaffee das Gletscherpanorama geniessen: Diese Attraktionen ziehen Jahr für Jahr Tausende Touristen aus aller Welt in die Schweiz. Und drücken bei den Reisenden auch ganz schön aufs Portemonnaie.

Dass Ferien in der Schweiz ein teures Vergnügen sind, ist weithin bekannt. Wie viel mehr Touristen in der Schweiz tatsächlich ausgeben, überrascht dann doch. Dies verdeutlicht eine Karte, die auf Daten des deutschen Statistikamts beruht.

Das Amt hat Stand April 2024 die währungsbereinigten Kosten für Hotels und Restaurants in diversen Ländern berechnet.

Diese Karte mit aktuellen Daten zeigt, wo Hotels und Restaurant-Besuche teurer oder billiger sind als in Deutschland. Die Schweiz schert obenaus.
Wer nur wandern geht und das Picknick mitnimmt, gibt nicht viel Geld aus.
Unternimmt man hingegen eine Aktivität mit Eintritt oder ÖV-Ticket, muss das Budget gut berechnet werden.
Trotz der hohen Kosten ist die Schweiz ein sehr beliebtes Reiseziel.
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Das Bergpanorama auf dem Jungfraujoch wollen sich viele nicht entgehen lassen.

Die Daten zeigen, dass das Preisniveau einzig in Island fast gleich hoch ist wie in der Schweiz. In den Ländern rund um die Schweiz ist Ferienmachen also viel günstiger.

Konkret: Bis zu rund einem Drittel tiefer sind die Kosten. «Einmal Urlaub in der Schweiz kostet dein ganzes Leben», titelt entsprechend das deutsche Online-Netzwerk Funk, eine Kooperation aus ARD und ZDF.

Und die Kommentare unter dem Instagram-Beitrag sind entsprechend gesalzen. «In der Schweiz kostet sogar ein Franken schon zwei Franken», so ein Kommentar. «Schweizer fahren in den Urlaub, um Geld zu sparen», lautet eine andere Aussage.

Mehr Hotspots als in den Nachbarländern

Dass Ferien in der Schweiz insgesamt «wesentlich teurer sind als in anderen Ländern», ist gemäss dem Tourismus-Experten Jürg Stettler von der Hochschule Luzern keine Überraschung. Gleich sieht es Christian Laesser von der Hochschule St. Gallen.

Generell seien in der Schweiz die Lebenshaltungskosten und damit die Löhne oder auch der immer knapper werdende Boden vergleichsweise teuer. Beispielhaft sei auch das Fleisch, das zu höheren Restaurantpreisen führe.

Bei was scheust du in den Ferien keine Kosten?

Darüber hinaus ist gemäss Laesser feststellbar, «dass die hohe Konzentration internationaler Gäste an einigen wenigen Hotspots dort – getrieben durch die hohe Nachfrage – zu punktuell deutlich höheren Preisen führt».

Die Gäste seien bereit, diese zu bezahlen. «Entweder da sie einkommensstark sind, oder weil es sich oft um ‹Once in a Lifetime›-Reisen handelt und man sich nichts entgehen lassen will», führt der Experte aus.

Auf Frankreich bezogen müsse man die Kosten somit eher mit Hotels und Restaurants in Paris als mit jenen auf dem Land oder an der Küste vergleichen, so Laesser. «Nach Covid haben die Hotelpreise generell massiv angezogen», so der HSG-Dozent.

Es geht auch in der Schweiz günstig(er)

Wer also aus dem Ausland in die Schweiz reist, hat im Vorfeld besser ein Budget gemacht. «Ferien in der Schweiz können sich seit langer Zeit in erster Linie wohlhabende Menschen leisten oder solche, die lange dafür gespart haben und sich einmal im Leben eine Reise in die Schweiz leisten wollen», erklärt Jürg Stettler. Betont aber auch, dass es auch anders geht.

Denn die Kosten seien von ganz vielen Kriterien und Einflussfaktoren abhängig. Gstaad oder Lungern OW? Viersternehotel, Ferienwohnung oder Campingplatz? Selber kochen oder im Restaurant essen? Einfach im See baden oder viele kostenpflichtige Aktivitäten machen? «Preisvergleiche sind daher immer mit grosser Vorsicht anzuschauen und zu beurteilen», so Stettler.

Auch Laesser betont, dass die Schweiz in keinster Weise nur ein Ferienland für Reiche sei. «Wenn man nur schon sieht, wie sich die Jugendherbergen entwickelt haben.» Auch unter den Ferienwohnungen finde man günstige Angebote.

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