Donald Trump: Schweizer Doppelbürgerin will bei Sieg US-Pass abgeben

Rosa Schmitz
Rosa Schmitz

USA,

Eine Nau.ch-Leserin hat genug von Donald Trump. Sollte er die Präsidentschaftswahl am 5. November gewinnen, erwägt die Halb-Amerikanerin, ihren Pass abzugeben.

Donald Trump
Vielen Amerikanern in der Schweiz – und im Ausland – fällt es schwer zu verstehen, warum Trump so viele Wähler im Griff hat. - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Sarah M.* (28) ist halb Amerikanerin, halb Schweizerin – und kein Fan von Donald Trump.
  • Der Sieg des Republikaners bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 war für sie entsetzend.
  • Gewinnt er am 5. November wieder, erwägt sie, ihren Pass abzugeben. Experten ordnen ein.

«Als Donald Trump 2016 die US-Präsidentschaftswahl gewann, ist mir das Herz gebrochen», sagt Sarah M*. «Ich konnte nicht glauben, dass er – ein rassistischer, sexistischer, politischer Neuling – es tatsächlich ins Amt geschafft hatte. In das mächtigste Amt der Welt!»

Die 28-Jährige ist halb Schweizerin, halb Amerikanerin. Und erinnert sich, wie sie vor acht Jahren am TV zuschaute, wie die Stimmen ausgezählt wurden. Und immer mehr Staaten zu Trump wanderten.

«Ich war von meinem Heimatland unglaublich enttäuscht», sagt sie. «Auch wenn er nicht die absolute Mehrheit erlangt hat. Mir ist schon klar, dass es ein anderes Amerika gibt. Aber ich war erschüttert.»

Sarah spürte gar: «In mir heizte sich eine Abneigung gegen meine Mitbürger an. Gegen diejenigen, die für ihn gestimmt haben. Und gegen jene, die nicht genug Wahlkampf für Kontrahentin Hillary Clinton gemacht haben oder nicht einmal wählen gegangen sind.»

Im Laufe der Trump-Amtszeit wurde Sarahs «Wut gegen Donald Trump und seine Wähler» gar grösser. In ihren Augen hat Trump grossen politischen Schaden angerichtet. Seine Anhänger hätten es «einfach geschehen lassen, verteidigten ihn sogar».

Sarah fragt sich: «Wie kann es sein, dass es immer noch Leute gibt, die glauben, Donald Trump sei für das Amt geeignet?»

Donald Trump schaffte 30'573 Lügen in einer Amtszeit

Laut der «Washington Post» hat Donald Trump in seiner Amtstzeit 30'573 falsche oder irreführende Behauptungen aufgestellt. Darunter auch die Verschwörungstheorie, die Präsidentschaftswahl 2020 sei manipuliert worden und er habe sie gewonnen.

Wer wird die US-Präsidentschaftswahl 2024 gewinnen?

Sarah: «Er überschlägt sich mit rassistischen Diffamierungen. Einwanderern unterstellte er zuletzt, die Haustiere braver Amerikaner zu essen», stört sich Sarah.

Trotzdem sieht es derzeit aus, als ob der Republikaner auf der Zielgeraden gewaltig Boden gutmachen würde auf die Demokratin. «Es macht mir Sorgen, wie gut Donald Trump derzeit in den Umfragen abschneidet.»

Bei Trump-Sieg: «Ich würde mich schämen»

Wenn es Kamala Harris nicht ins Weisse Haus schafft, weiss Sarah nicht, wie es weitergehen soll. «Mir kommt es immer wieder in den Sinn, dann meine Staatsbürgerschaft aufzugeben. Ich würde mich bei einer zweiten Trump-Amtszeit schämen, mich Amerikanerin zu nennen.»

Mit ihrer Verachtung für den Kandidaten ist Sarah M. nicht allein.

Wie US-Experte Thomas Greven zu Nau.ch sagt, ist es US-Politikern in den letzten vier Jahren nicht gelungen, «die zugespitzte Polarisierung einzudämmen». Greven sagt: «Biden hat es immerhin versucht. Trump und die Republikaner heizen im Gegenteil die Stimmung aber immer weiter auf.»

Somit ist für Greven «plausibel», dass sich heutzutage mehr Amerikaner von ihrem Heimatland entfremdet fühlen als vor acht Jahren.

Linke erwägen Auswanderung

Die «vergiftete politische Kommunikationskultur» trage seiner Meinung nach «erheblich» zu dem Bedürfnis mancher Amerikaner bei, auszuwandern.

Greven meint: «Wie 2016 sind es wohl vor allem eher linke, Demokraten, die für den Fall eines Trump-Siegs eine Auswanderung erwägen. Mutmasslich werden die meisten von ihnen, wie 2017, dies am Ende doch nicht wahr machen.»

Er könne sich auch nicht vorstellen, dass irgendwelche Amerikaner so weit gehen würden, ihre Staatsbürgerschaft aufzugeben. «Undemokratisch wäre es nicht. In einer Demokratie sind die Menschen in ihren Entscheidungen ja frei. Aber es wäre für die Erhaltung der amerikanischen Demokratie wünschenswert, wenn sie sich vor Ort engagieren», sagt er.

So betone Biden, «dass es mehr gibt, was Amerikaner vereint, als was sie trennt», erklärt Greven. Nicht zu vergessen: Es gibt das kritische, aufgeweckte, offene und innovative Amerika.

Wähler im Griff

So sagt auch David Heaps, Vizepräsident des lokalen Teils des Vereins «Democrats Abroad»: «Vielen Amerikanern in der Schweiz fällt es sicherlich schwer zu verstehen, warum Donald Trump so viele Wähler im Griff hat. Aber alle Demokraten, die ich im Ausland kenne, lieben ihr Land. Sie setzen sich nach wie vor voll und ganz für den Erfolg der Vereinigten Staaten ein.»

Dass Leute wegen Donald Trump gar den Pass abgeben wollen, höre er selten.

Nach Heaps Erfahrung hat die Politik nur sehr geringen Einfluss auf die Entscheidung der Bürger, die USA zu verlassen. «Die meisten Amerikaner ziehen für die Arbeit, die Liebe oder um Abenteuer zu erleben ins Ausland», sagt er.

«Ich glaube wirklich nicht, dass die Amerikaner sich von einer Präsidentschaft Trumps zum Verlassen ihres Landes zwingen lassen würden. Es ist unser Land, nicht Trumps. Und wir dürfen nicht zulassen, dass er uns mit seiner Angstmacherei vertreibt.»

Trump-Sieg für US-Image «verheerend»

Aber: Viele Amerikaner in der Schweiz seien angesichts einer drohenden Trump-Präsidentschaft «gestresst und besorgt».

Heaps sagt: «Ich vermute, die meisten denken, Trump repräsentiert die hässlichsten Aspekte des amerikanischen Lebens. Ein Sieg für ihn wäre für das Image Amerikas auf der ganzen Welt verheerend.»

Hättest du gerne den US-Pass?

Die Mitglieder von «Democrats Abroad Switzerland» würden sich auf jeden Fall alle auf einen Sieg Harris' freuen.

Sarah M. gibt zu: «Die Wahrheit ist, dass es einfacher ist, zu sagen, dass man gehen wird, als es tatsächlich zu tun.»

Ein Teil von ihr sei eine stolze Amerikanerin, stolze Wählerin. «Und ich will mein Land nicht einfach zugrunde gehen lassen.»

*Name von der Redaktion geändert.

Kommentare

User #1759 (nicht angemeldet)

So, nun will ich sehen ob sie den US Pass abgeben wird. Nau soll diese Frau kontaktieren, ich will Beweise sehen!

User #5408 (nicht angemeldet)

Sarah M. darf den US Pass nun abgeben, sie kann ihn mir geben :-)

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