Elektroauto: Nachfrage in der Schweiz sinkt
Die Klimaziele des Schweizer Autohandels geraten ins Wanken. Das Elektroauto wird weniger nachgefragt. Händler setzen derweil auf bald günstigere Modelle.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen nimmt auch in der Schweiz ab.
- Im bisherigen Jahresverlauf beträgt der Anteil vollelektrischer Autos nur 18,7 Prozent.
- Das ist ein Minus von 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Ein Elektroauto kann viele Vorteile haben: nur Stromkosten anstatt Spritkosten, kein CO2-Austoss, geringere Unterhaltskosten.
Bei der Anschaffung schrecken indes immer noch viele Menschen zurück. Sei es wegen der hohen Preise für ein neues Elektroauto, der fehlenden Lademöglichkeiten oder den eher tiefen Wiederverkaufswerten.
Bislang schien der Siegeszug des Elektroautos in der Schweiz dennoch kaum zu bremsen. Im Jahr 2014 waren laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) rund 98 Prozent der Autos reine Benzin- oder Dieselfahrzeuge.
So betrug dieser Wert im letzten Jahr noch gut 88 Prozent. Von den restlichen 12 Prozent sind indes nur gut 3 Prozent reine Elektroautos, der Rest sind Hybridfahrzeuge.
Letztere konnten ihren Anteil auch im laufenden Jahr erneut ausbauen. Bei den reinen Elektrofahrzeugen zeigt der Trend hingegen steil nach unten.
Der Marktanteil lag bei den neu zugelassenen Fahrzeugen von sogenannten «alternativen Antrieben» von Januar bis Ende September bei 41,3 Prozent. Vollelektrische Fahrzeuge kamen im bisherigen Jahresverlauf aber nur noch auf einen Anteil von 18,7 Prozent: ein Minus von 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Elektroauto immer noch zu kompliziert
Ähnlich ist die Entwicklung in Deutschland: Dort lag der Anteil an rein elektrischen PKWs gemäss dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nur noch bei 12,7 Prozent. Von Januar bis Ende August wurden damit gerade mal noch rund 242'000 E-Autos zugelassen. Und damit satte 32 Prozent weniger als vor Jahresfrist.
Nach Ansicht des Importverbands Auto-Schweiz ist der Einbruch bei den E-Autos vor allem der Politik geschuldet. Dass die Zahlen der Roadmap hinterherhinken, sei nicht auf ein mangelndes Fahrzeugangebot zurückzuführen. Vielmehr sei Elektromobilität heute immer noch zu kompliziert.
«Wo kann ich laden, was kostet die Energie, welche App ist die richtige?» Dies seien nur drei der 100 weiteren Fragen, welche potenzielle Käufer von E-Autos beschäftige. Das sagte Auto-Schweiz-Direktor Thomas Rücker in seiner Rede an der Jahresmedienkonferenz des Verbands Anfang Juli.
Derweil ist der Glaube an die Mobilitätswende mit E-Autos alles andere als geschwunden: «Es gibt schlicht keine Alternative, die an den Elektroantrieb herankommt», sagte Helmut Ruhl, CEO des Autoimporteurs Amag. Es gebe zwar derzeit «viel Verunsicherung im System», die Amag bleibe bei der Strategie, alles auf den Elektroantrieb zu setzen.
Ruhl: Es braucht «erschwingliche» Fahrzeuge
Auch Ruhl betont auf Anfrage, dass es neben einer «sicheren und günstigen Stromversorgung und ausreichend Lademöglichkeiten» auch «erschwingliche» Fahrzeuge braucht. Gleichzeitig räumt er aber auch ein, dass «die Zulassungszahlen aber aufgrund der vielen neuen Modelle steigen müssten».
Das Preisargument alleine will der Amag-Chef indes nicht gelten lassen: «In hoher Schlagzahl kommen kleinere und günstigere Autos auf den Markt.» So plane etwa VW ab dem Jahr 2026 ein Elektroauto für «deutlich unter 30'000 Franken».
Gerade bei günstigeren Autos sind die Preisunterschiede zwischen der Elektro- und der Benziner-Version teils markant. Bei eher hochpreisigen Fahrzeugen ist die Preisdifferenz in der Regel kleiner.