«Em Bebbi sy Jazz»: Vom Fest vor dem Hotel zum Basler Grossanlass
«Em Bebbi sy Jazz»-Festival wird 40 Jahre alt. In der diesjährigen Ausgabe treten 70 Gruppen mit etwa 700 Musikern auf.
Das Festival «Em Bebbi sy Jazz» feiert am Freitag seinen vierzigsten Geburtstag. Was heute eine Grossanlass mit über 70'000 Besucherinnen und Besuchern ist, fing am 31. August 1984 klein an. Beim damaligen «Jazz-Fest am Rümelinsplatz» traten 16 Bands an 8 Spielorten auf, wie es im Programm von dazumal heisst.
Zum Vergleich: Bei der diesjährigen Ausgabe stehen 70 Formationen mit rund 700 Musikerinnen und Musiker auf 30 Bühnen. Längst ist es einer der grössten Jazz-Anlässe der Schweiz. Streetbands, die in den Gässlein einheizen, ein gemütliches Dixieland-Konzert bei Wurst und Bier oder eine Soulstimme, die zum Tanz bittet: An diesem Sommerabend ist die Grossbasler Innenstadt voller Live-Musik.
Geburtsort des Festivals ist das Hotel Basel zwischen Rümelinsplatz und Spalenberg – just jenem Gasthaus also, das im September 2023 den Betrieb einstellte. Im Jahr 1984 hob der Hoteldirektor Otti Baeriswyl zusammen mit Ernst Mutschler, Direktionsmitglied der Basler Kantonalbank (BKB), sowie den Jazzfreunden Urs Philipp Hug und Ruedi Müller den Anlass aus der Taufe.
Name des Festes war angelehnt an BKB-Werbeslogan
Hug, der beim allerersten Festival auch als Musiker auf der Bühne stand, erinnert sich: «Otti Baeriswyl vom Hotel Basel rief mich an, da er wusste, dass ich in der Jazzszene aktiv war», sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. So sei dann das Festival gleich rund um sein Hotel zustande gekommen. Der 2014 verstorbene Baeriswyl hätte eigentlich eine Auszeichnung erhalten müssen für seinen Grundstein zum Festival, findet er.
Der Name des Jazzfestes war angelehnt an einen BKB-Werbeslogan. Unter dem Motto «Em Bebbi sy Bangg» warb das Unternehmen damals mit Sitzbänken. Ursprünglich war der Anlass ausschliesslich für Bands aus dem Amateurbereich in der Region Basel und im Dreiland bestimmt, wie es im Programmheft von 1984 heisst.
Diese konnten das Festival als Plattform nutzen, um dann die eine oder andere Konzertanfrage zu bekommen. Das Programmheft war vor dem Internet quasi als «Basler Jazz-Telefonbuch» bekannt, da dort die Angaben der Bands zu finden waren.
Urs Philipp Hug ist einer der wenigen, die sowohl im Gründungsjahr wie auch heute auf der Bühne stehen. Der Schlagzeuger spielte anno 1984 bei den New Orleans Hot Lips. Dieses Jahr gibt er bei den Happy Feet Syncopators den Takt an. Zwei weitere Bands, die bereits im Gründungsjahr mit dabei war und am Freitag auf dem Programm stehen, sind Pat's Big Band und Pal Jam.
Der Grundidee von 1984 treu geblieben
Dass das Festival überhaupt seinen vierzigsten Geburtstag feiern kann, ist nicht selbstverständlich. Vor zehn Jahren war das Weiterbestehen des Festivals zunächst nicht sicher, wie Dominik Ehrsam, Sprecher des heutigen Organisationskomitees, gegenüber Keystone-SDA sagte.
Der damalige musikalische Leiter Peter Eichenberger setzte sich jedoch dafür ein, den Anlass fortzuführen. «Ohne ihn gäbe es den Bebbi-Jazz wahrscheinlich nicht mehr», sagte Ehrsam. Der dieses Jahr verstorbene Eichenberger, auch bekannt als Direktor des Claraspitals, setzte sich zusammen mit seinem Team für eine Verjüngung des Festivals ein.
2015 war der Anlass schliesslich mit einem neuen Konzept am Start. Mit einem Fokus auf eine Stilrichtung oder einen Aspekt – etwa Jazz Manouche, Singer-Songwriter, Latin oder Tanz. Es ging darum, dem Anlass ein neues Image zu geben und vermehrt auch ein jüngeres Publikum anzusprechen, sagte Ehrsam. Mit Blick auf die letzten Jahre sei dies auch gelungen.
Weiterhin gibt es ein Nebeneinander von den älteren Dixieland-Gruppen und jungen Bands anderer Stilrichtungen. Auch wenn mittlerweile nebst Hobbybands auch bekannte Namen zu hören sind, ist das Festival einer Grundidee von 1984 treu geblieben: Noch immer kostet es keinen Eintritt. Finanziert wird es durch den Swisslos-Fonds sowie zahlreichen Sponsoren und Gönnern.