Erleichterung und Trauer in Chamoson VS
Seit einem Jahr suchte Chamoson VS nach der kleinen Französin (†6). Nun wurde ihre Leiche gefunden. Ein Mann (37), der weggeschwemmt wurde, ist weiter vermisst.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Mädchen (†6) und ein Mann (37) wurden bei einem Unwetter im Wallis im Auto weggespült.
- Ein Jahr danach wurde nun die Leiche des Kindes gefunden.
- In Chamoson VS herrscht Erleichterung und Trauer.
Das Unglück ereignete sich am 11. August 2019: Eine Französin war mit ihrer Tochter (†6) und einem befreundeten Paar aus Genf in der Region Chamoson VS in den Ferien. Die vier Touristen wurden von einem schlimmen Unwetter überrascht.
Als der Fluss Losentse über die Ufer trat und die sintflutartigen Fluten den Ort trafen, wollten die Touristen im Auto flüchten. Die Mutter riss die Autotür auf, packte ihre Tochter und setzte sie auf die Rückbank. In diesem Moment traf die Schlammlawine das Fahrzeug mit voller Wucht.
Die Mutter und deren Freundin mussten hilflos zusehen, wie die Schlammlawine das Auto mitriss. Das Kind und der Freund aus Genf (37) schafften es nicht mehr auszusteigen.
Am letzten Donnerstag entdeckte ein Passant die Leiche des kleinen Mädchens am Ufer des Genfersees bei Cully VD. Ganze 76 Kilometer vom Unglücksort entfernt.
Eine Familie hat jetzt Gewissheit
In Chamoson verbreitet sich gestern die traurige Gewissheit wie ein Lauffeuer unter den 4000 Einwohner des Dorfs im Unterwallis. Gemeindepräsident Claude Crittin erfuhr von Journalisten, dass das vermisste Mädchen am Ufer des Genfersees gefunden wurde.
«Ich bin erleichtert, weil nun eine Familie endlich Gewissheit hat», sagt Crittin. «Für die Familie des kleinen Mädchens ist es sicher eine Erleichterung, dass ihr Kind gefunden wurde.»
Gleichzeitig sei es aber auch traurig für die andere Familie: «Der Mann wird ja noch immer vermisst. Die quälende Ungewissheit bleibt bestehen.»
In Kontakt mit Mutter
Crittin hat gestern auf Whatsapp Kontakt mit der Mutter des Mädchens. «Wir haben Nachrichten ausgetauscht, in denen wir unser Mitgefühl und unsere Unterstützung zum Ausdruck brachten.»
Nach dem Unglück wurde drei Wochen lang intensiv, permanent und systematisch nach den beiden Vermissten gesucht. Danach wurde immer wieder punktuell und gezielt weiter gesucht.
Hunderte Helfer im Einsatz
«Es standen Hunderte von Helfern im Einsatz», sagt Crittin. «Wir haben alles Menschenmögliche getan, um die Vermissten zu finden.» Das halbe Dorf beteiligte sich an der Suche nach den beiden Vermissten.
Neben dem Zivilschutz, der Feuerwehr und dem Katastrophenschutz kamen auch Helikopter zum Einsatz. Am 14. Oktober 2019 war im Nachbardorf Leytron VS in der Rhone das leere Auto der beiden gefunden.
Die Gemeinde hat bisher für die Suche 200'000 Fr. ausgegeben. «Wir entscheiden an einer Gemeindeversammlung im September, ob wir diese Kosten vollumfänglich übernehmen.»
Auch im Dorf ist man erleichtert, dass das kleine Mädchen gefunden wurde. «Wir hoffen, dass nun die Eltern endlich Abschied von ihrem Kind nehmen können», sagen Gäste am Stammtisch im Café «Le Vat» im Zentrum des Dorfs.
«Wir sind hier alle sehr betroffen. Viele Leute haben auch immer wieder gebetet, dass die beiden Vermissten gefunden werden.»
Millionen investiert
Das sintflutartige Unwetter am 11. August letzten Jahres hat Schäden in Millionenhöhe verursacht. 60 Stellen im Dorf wurden verwüstet. Seither hat die Gemeinde 11 Mio. Fr. investiert, um etwa das Flussbett der Losentse aufzustocken und Dämme zu errichten.
Schon vor dem Unglück waren seit 2011 sieben Mio. Fr. investiert worden, um die Schäden bei Unwettern zu minimieren. «Das Unglück am 11. August 2019 war nicht vorhersehbar», sagt Gemeindepräsident Crittin. Tafeln warnen nun am Flussufer vor Fluten bei Unwettern.
Suche nach vermisstem Mann geht weiter
Chamoson will weiter nach dem vermissten Mann suchen, der zusammen mit dem Kind weggeschwemmt wurde.
«Wir planen gerade die Rückkehr eines Redog-Teams für die nächsten Wochen», sagt Crittin. «Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass wir auch das zweite Opfer finden. Das schulden wir seiner Familie.»
Auch heute morgen wurden die Einwohner von Chamoson per SMS vor heftigen Unwettern am Abend gewarnt.