Experte warnt: Terror-Gefahr an Fasnacht war noch nie so hoch
Für viele Fasnächtler beginnt bald die schönste Zeit des Jahres. Doch diese ist auch mit vielen Gefahren verbunden. Terror-Experte Nicolas Stockhammer warnt.
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Das Wichtigste in Kürze
- In vielen Ländern in Europa gilt die zweithöchste Terror-Warnstufe.
- Weil sich die Lage zuspitzt, wurden in Deutschland bereits Karnevalsumzüge abgesagt.
- Die Schweiz ist wachsam. «Die Bedrohung hat sich akzuentiert», so die Kapo Basel-Stadt.
Die Fasnächtler sind im Fieber. Denn schon bald beginnt für sie die schönste Zeit des Jahres.
In Luzern geht es bereits in zwei Wochen mit dem Urknall am Schmutzigen Donnerstag los. In Basel am 10. März mit dem Morgestraich.
Was mit Freude und Ausgelassenheit assoziiert wird, ist für einige Narren in Deutschland dieses Jahr eine grosse Enttäuschung.
Denn dort sind zum ersten Mal Karnevalsumzüge abgesagt worden. Weil sie nicht sicher vor Anschlägen sind!
Konkret im Allgäu in Bayern. Die Sicherheitsvorkehrungen wären zu teuer geworden.
In Erfurt findet der grösste Karnevalszug Thüringens gemäss der «Bild Zeitung» ebenfalls nicht statt. Auch wegen Sicherheitsbedenken.
Es gilt zweithöchste Terror-Warnstufe
Was Sorgen bereitet: Die Bedenken sind alles andere als aus der Luft gegriffen.
«Derzeit ist eine erhöhte abstrakte Terrorbedrohung in West- und Mitteleuropa und ebenso nicht minder in der Schweiz zu registrieren», sagt Terrorismus-Experte Nicolas Stockhammer zu Nau.ch
![nicolas stockhammer](https://c.nau.ch/i/pQLrlX/900/nicolas-stockhammer.jpg)
In vielen europäischen Ländern gelte deshalb die zweithöchste Terrorwarnstufe. «Und wie die letzten Monate gezeigt haben, kann sich eine terroristische Lage sehr schnell konkretisieren», so Stockhammer.
Dies vor allem im niederschwelligen Bereich; meist durch radikalisierte Einzeltäter.
Diese würden versuchen, «mit einfachen Mitteln und Waffen kurzfristig sogenannte inspirierte Gelegenheits-Anschlagsszenarien umzusetzen.»
Sicherheits-Massnahmen sind teuer
Was heisst das nun für die Fasnachts-Umzüge in der Schweiz?
«Events, die grosse Personenansammlungen mit sich bringen, stehen klarerweise im Fokus einer potenziellen Terrorbedrohung», warnt der Terrorismus-Fachmann.
Zum einen, weil eine grosse Schockwirkung und entsprechende mediale Berichterstattung im Falle eines Anschlages zu erwarten wären.
«Zum anderen, weil offene Massenveranstaltungen vergleichsweise schwieriger abzusichern sind und daher als «weicheres» Ziel gelten.»
Brisant: Terroristen könnten sich auch durch Verkleidung tarnen. Zuletzt sei dies bei den vereitelten Anschlägen auf Taylor-Swift-Konzerte in Wien zu beobachten gewesen, so Stockhammer. Als Polizist verkleidet wollten sie so nah wie möglich ans Areal herankommen.
In Zeiten wie diesen müssten Sicherheitskonzepte den gesteigerten Erfordernissen einer vorbeugenden Terrorismusbekämpfung Rechnung tragen.
Aber, so Stockhammer: «Das ist natürlich teuer und wirkt oftmals leider auch eher kosmetisch.»
Die Kantonspolizei Basel-Stadt erklärt im Vorfeld der Basler Fasnacht auf Anfrage, «die bewährten Sicherheitsmassnahmen» würden bestehen bleiben und «aufgrund der aktuellen Lagebeurteilung laufend angepasst».
Denn, so Kapo-Mediensprecher Stefan Schmitt: «Die Terrorbedrohung ist nach wie vor hoch und hat sich in den letzten Monaten auch akzentuiert.»
Konkrete Drohungen gegen die Basler Fasnacht seien derzeit nicht bekannt.
Es braucht Poller, Kameras und Polizei
In Luzern lädt die Stadt heute um 10 Uhr zur Medienkonferenz «Gemeinsam für eine sichere Fasnacht». Es sind laut Einladung «neue Sicherheitsmassnahmen» erarbeitet worden.
Nicolas Stockhammer plädiert denn auch dafür, stärkere Schutzmassnahmen zu treffen als in anderen Jahren.
«Zuallererst muss beispielsweise der Perimeterschutz gewährleistet sein. Nur Berechtigte dürfen eine Zufahrtsmöglichkeit zu Veranstaltungen erhalten.»
Auch sollten bauliche Massnahmen wie Poller eine potenzielle terroristische Amokfahrt bereits im Vorhinein verunmöglichen.
![](https://c.nau.ch/i/RPwlLO/900/massen-veranstaltungen-wie-eine-fasnacht-sind-eine-herausforderung-in-sachen-sicherheitskonzept-archivbild.jpg)
Weiter wichtig sind laut Stockammer technische Überwachung durch Kameras und Drohnen sowie nachrichtendienstliche Gefahrenabwehr-Massnahmen.
Dies, um bereits vorab sicherzustellen, dass verdächtige Personen keinen Zutritt erlangen oder sich im Vorfeld der Veranstaltung einschleusen.
«Darüber hinaus ist die sichtbare Präsenz von bewaffneten uniformierten Kräften stets eine abschreckende Massnahme.»
![Anschlag Magdeburg](https://c.nau.ch/i/WwrdX3/900/anschlag-magdeburg.jpg)
All dies wirke jedoch nur, wenn dahinter ein umfassendes Sicherheitskonzept für Grossveranstaltungen stehe, so Stockhammer.
Der Fall am Weihnachtsmarkt in Magdeburg habe gezeigt, dass findige Attentäter auch eine Rettungszufahrt missbrauchen können. «Terroristen suchen gezielt nach derartigen Schwachstellen.»
Feste trotzdem feiern!
Und trotzdem findet Stockhammer, sollte man sich nicht davon abhalten lassen, Feste wie gehabt zu feiern.
«Denn Terroristen zielen darauf ab, uns durch Verunsicherung in unseren Lebensgewohnheiten zu limitieren. Das dürfen wir keinesfalls zulassen, denn sonst hätten sie ihr Ziel erreicht.»