Genfer Regierung stellt sich im Fall Mancy hinter Emery-Torracinta
Die Genfer Regierung sieht beim Misshandlungs-Skandal im Heim Mancy kein Fehlverhalten bei der Departementsvorsteherin Emery-Torracinta.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Fall Mancy stellt sich Genf hinter die zuständige Departementsvorsteherin.
- Anne Emery-Torracinta habe gewissenhaft gehandelt, Missstände früh zur Anzeige gebracht.
Die Genfer Regierung sieht nach den möglichen Missbrauchsvorfällen in einem Heim für autistische Kinder und Jugendliche in Genf keine Veranlassung, der zuständigen Departementsvorsteherin das Heft aus der Hand zu nehmen. Im Gegenteil: Staatsratspräsident Serge Dal Busco (Mitte) sagte am Mittwoch, die Regierung stehe voll und ganz hinter Anne Emery-Torracinta (SP).
Die Vorsteherin des Erziehungsdepartementes habe in dem Fall mit Sorgfalt gehandelt, unterstrich Dal Busco.
Emery-Torracinta, die «eine ganz besondere Sensibilität» für autistische Kinder habe, weil ihre Tochter unter dieser Beeinträchtigung leide, habe die möglichen Verfehlungen rasch bei der Justiz angezeigt.
Drei Mitarbeiter von Heim festgenommen
Die Genfer Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass sie Anfang Woche aufgrund einer im Frühjahr 2021 eingereichten Anzeige Hausdurchsuchungen im Heim Mancy durchgeführt und drei Mitarbeiter festgenommen hat. Ihnen wird vorgeworfen, einer Bewohnerin nicht verschriebene Medikamente verabreicht zu haben. Damit hätten sie deren Gesundheit, wenn nicht gar ihr Leben in Gefahr gebracht.
Die Beschuldigten dürfen wegen der laufenden Untersuchung zurzeit nicht mehr an ihren Arbeitsplatz im Sonderschulheim zurückkehren. Möglich sei hingegen, dass sie vorläufig in eine andere Institution oder Dienststele des Kantons abkommandiert würden.
Darüber wurde das zuständige Departement am Mittwoch durch die Staatsanwaltschaft informiert, wie aus einer Mitteilung des Departementes hervorgeht.
Die FDP des Kantons Genf hatte am Dienstag harsche Kritik an der Departementsvorsteherin geübt und gefordert, dass ihr das Dossier entzogen wird.
In dem Heim in Collonge-Bellerive sollen Kinder und Jugendliche schon seit Jahren misshandelt worden sein. Eine externe Untersuchung soll Licht ins Dunkel bringen. Anfang Februar wurde zudem eine parlamentarische Subkommission eingesetzt, welche die Missstände in dem Heim aufklären soll.