Grippe füllt Spitäler –Lungenentzündung trifft auch Junge
Viele Schweizerinnen und Schweizer leiden derzeit an einer Grippe. Für einige kann das gefährlich werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grippewelle hat die Schweiz erfasst und sorgt für hohe Zahlen.
- Hospitalisiert werden vorab ältere Personen mit einer Vorerkrankung.
- Doch auch die Zahl der Lungenentzündungen ist stark angestiegen.
Die Grippewelle steuert auf ihren Höhepunkt zu. Zwischen Mitte und Ende Dezember hat sich die Zahl der gemeldeten Fälle verdoppelt.
12,71 Grippeerkrankungen pro 100'000 Personen wurden beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der letzten Dezemberwoche gemeldet.
Erste Spitäler klagen über voll belegte Stationen. «Die Notfallstationen sind in der Tat überfüllt. Es gibt von allem etwas», sagt etwa Ärztin Delphine Berthod von den Walliser Spitälern am Freitag zu Nau.ch.
Sie sprach gar von einem Beinahe-Rekord der letzten zehn Jahre.
«Hohe Anzahl komplexer Fälle»
Wer ist von der aktuellen Grippewelle besonders betroffen?
«Grippefälle gibt es in allen Altersgruppen», erklärt Berthod. Hospitalisiert werden müssten aber vorab Personen, die 60 Jahre und älter sind: Diese Altersgruppe macht im Wallis 75-80 Prozent aller grippebedingten Spitalaufenthalte aus.
Diesen Trend erkennen auch andere Spitäler: «Tendenziell sind ältere Menschen stärker von der Grippe betroffen», heisst es beim Kantonsspital Olten SO.
Das Unispital Zürich meint: «Wir haben eine hohe Anzahl komplexer Fälle und viele Patienten mit Immunsuppression. Generell sind ältere Patienten betroffen, aber eben auch Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren.»
Die Symptome der Grippe sind bekannt: Die meisten Patienten klagen über die typischen Anzeichen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, teilen die Spitäler mit.
Grippe sorgt für Lungenentzündungen
Hospitalisiert würden vorab jene Personen, bei denen die Grippe zu einer Verschlechterung einer vorbestehenden Krankheit führt. Das können eine Herzschwäche oder eine Lungenkrankheit sein.
Doch in einem Punkt unterscheidet sich die aktuelle Grippewelle von ihren Vorgängern: Sie sorgt für verhältnismässig viele Lungenentzündungen.
«Verschiedene Patienten haben eine Lungenentzündung durch das Grippevirus. Diese Lungenentzündung kann schwer verlaufen und auch jüngere Personen betreffen», stellt das Universitätsspital in Basel fest.
Auch das Inselspital in Bern beobachtet eine Zunahme an Lungenentzündungen, allerdings eher bei älteren Personen. Besonders schlimm trifft es dabei auch hier Personen mit einer Vorerkrankung.
Arzt: Covid-Regeln wären weiterhin sinnvoll
Auch wenn keine Vorerkrankung vorliegt: Die Grippe möchte man sich nicht einfangen. Wie also vorbeugen?
Klar ist: Der Impf-Zug ist fast schon abgefahren – der ideale Zeitpunkt für die Grippe-Impfung war im Oktober.
Walter Zingg, leitender Arzt in der Klink für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Unispital Zürich, kennt weitere wirkungsvolle Massnahmen: «Die einfachen Covid-Regeln wären sicher sinnvoll.»
Heisst: Abstand, wo möglich. Bei eigenen Symptomen Mundschutz tragen.
In ein Taschentuch oder in die Ellenbeuge husten und niesen und nicht in die Hände. Regelmässig Hände desinfizieren.
Doch auch Zingg ist sich bewusst: «Die Pandemie scheint gefühlt schon eine Ewigkeit her zu sein. Entsprechend ist das Verhalten der Menschen auch wieder auf Vor-Pandemie-Niveau.»
Und so wird sich das Influenza-Virus in den kommenden Tagen weiter ausbreiten. Der Höhepunkt der Grippewelle wird auf Ende Januar erwartet.
Bis dahin dürften die Spitäler weiterhin alle Hände voll zu tun haben.