Hohe Inflation: Deutsche beneiden, wie «billig» wir leben
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz beträgt die Inflationsrate 2,9 Prozent, in Deutschland 7,9 Prozent.
- Aufgrund der Teuerung sind die Deutschen neidisch.
- Der Unterschied wird mit dem besseren Energie-Mix in der Schweiz begründet.
Unzählige Schweizerinnen und Schweizer kaufen regelmässig in Deutschland ein. Der Blick wird neidisch auf die tieferen Preise und die tieferen Lebenshaltungskosten gerichtet. Doch aktuell schauen die Deutschen neidisch über die Grenze. Der Grund: die hierzulande viel tiefere Inflation.
In Deutschland lag die Inflationsrate im Mai bei 7,9 Prozent, im gesamten Euroraum gar bei 8,1 Prozent. «Alles wird teurer», beklagt die deutsche «Bild» und erklärt in einem Artikel «warum die Schweizer billiger leben als wir». Denn hier betrug die Inflation nur 2,9 Prozent – «aus deutscher Perspektive ein absoluter Traum-Wert».
Um herauszufinden, «was die Schweizer besser machen als wir», befragt die «Bild» einen Wirtschaftsprofessor. Volker Wieland begründet den Unterschied mit dem Energie-Mix. Denn in der Schweiz macht der Strom aus Erdgas nur 15 Prozent aus. Dadurch wirkten sich die Preisanstiege bei fossilen Brennstoffen und Erdgas weniger stark aus.
Felix Hüfner, Chefvolkswirt bei der UBS, nennt auch die stärkere Regulierung der Energiepreise in der Schweiz als Grund. «Ausgaben für Energie haben ein geringeres Gewicht im Warenkorb Schweizer Haushalte.» Die Energiekomponente erkläre rund drei Prozentpunkte und damit mehr als die Hälfte der Inflations-Unterschiede.
Bereitet Ihnen die Inflation Sorgen?
Auch die Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro hat ihren Einfluss. Dadurch, dass die beiden Währungen fast gleich viel wert sind, verbilligten sich die Importe für die Schweiz. Die «Bild» lobt die Schweizerische Nationalbank, die die Aufwertung zugelassen und den Leitzins seit 15 Jahren nicht mehr erhöht hat.
Die Europäische Zentralbank auf der anderen Seite wird stark kritisiert: Sie wäre eigentlich für die Preisstabilität verantwortlich, sei aber «überfordert». Vom angestrebten Inflations-Niveau von zwei Prozent sei man «meilenweit entfernt». Auch die Politik gebe sich hilflos.