Ivan Glasenberg machte Glencore zu einem noch grösseren Giganten
Ivan Glasenberg zieht sich als CEO von Glencore zurück. Unter seiner Führung wurde der Schweizer Konzern zu einem globalen Player.
Das Wichtigste in Kürze
- Ivan Glasenberg hat Glencore zu einem Grosskonzern gemacht.
- Doch der Rohstoffkonzern steht auch massiv in der Kritik.
Ivan Glasenberg zieht sich nach fast zwei Jahrzehnten von der Spitze des Rohstoffgiganten Glencore zurück. In seiner Zeit als Glencore-Chef hat er den Konzern an die Börse gebracht und zum umsatzstärksten Unternehmen der Schweiz gemacht - und sich selbst zu einem der reichsten Schweizer. Auf der anderen Seite kämpfte der Konzern immer wieder mit Imageproblemen und juristischem Ärger.
Glasenberg stieg 1984 bei Glencore beziehungsweise der damaligen Marc Rich + Co AG ein. 2002 übernahm er dann von Willy Strothotte die Führung der Firma. Bereits damals war der Konzern einer der umsatzstärksten Firmen der Schweiz.
Doch unter Glasenberg wuchs er kräftig weiter: Setzte Glencore vor seiner Amtsübernahme etwas über 80 Milliarden Franken um, waren es letztes Jahr 215 Milliarden Dollar.
Glasenberg als einer der reichsten Schweizer
Glencore beteiligte sich unter Glasenberg an zahlreichen Firmen. Um die Zukäufe besser stemmen zu können, brachte er den verschwiegenen Konzern 2011 an die Londoner Börse. Damit katapultierte sich der gebürtige Südafrikaner, der 2010 den roten Pass erhielt, unter die reichsten Schweizer. Seine Beteiligung von 15,7 Prozent an dem Rohstoffkonzern war Milliarden wert.
Bis heute führt das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» Glasenberg unter den reichsten Schweizern. Inzwischen wird das Vermögen von Glasenberg noch auf 2,5 bis 3 Milliarden Franken geschätzt. Im Geschäftsbericht 2019 wurde sein Anteil an Glencore auf 9,09 Prozent beziffert.
2013 folgte dann der grosse Wurf: Für 30 Milliarden Dollar verleibte sich Glencore 2013 den Konkurrenten Xstrata ein. Andere Vorhaben dagegen scheiterten - wie etwa ein Zusammenschluss mit dem britisch-australischen Bergbaukonzern Rio Tinto.
Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen
Allerdings machte der Konzern unter Glasenbergs Führung auch durch Menschenrechtsverletzungen und Korruptionsuntersuchungen von sich reden. Für Nichtregierungsorganisationen ist Glencore bis heute ein rotes Tuch - die am letzten Wochenende nur knapp an der Urne gescheiterte Konzernverantwortungsinitiative zielte unter anderem auf den Rohstoffgiganten ab.
Glencores Kritiker werfen dem Konzern vor, in den oft armen Abbaugebieten keine Rücksicht auf die Umwelt und die Menschen zu nehmen. Zudem finde das Unternehmen immer neue Schlupflöcher, um den Standortländern Steuern und Abgaben vorzuenthalten. Auch juristisch droht Glencore immer wieder Ärger. So wurde der Konzern diesen Sommer in Sambia zu einer Entschädigungszahlung an die Familie eines Abgas-Opfers verurteilt.
Strafuntersuchung gegen Glencore
Besonders heikel ist jedoch das Engagement des Konzerns in der Demokratischen Republik Kongo. Die Bundesanwaltschaft hat im Juni eine Strafuntersuchung gegen Glencore im Zusammenhang mit Bestechungsfällen eingeleitet. Im Dezember 2019 hatte auch die britische Strafermittlungsbehörde Serious Fraud Office (SFO) eine Untersuchung gegen Glencore wegen des Verdachts der Bestechung auf den Weg gebracht.
Auch aus operativer Sicht läuft es derzeit nicht gerade rund, hat doch auch Glencore die Coronakrise zugesetzt. In der ersten Jahreshälfte blieben Förderanlagen über Wochen geschlossen und die Nachfrage nach Rohstoffen ging zurück. Besonders schwer belasteten die sinkenden Rohstoffpreise das Ergebnis.
Unter dem Strich resultierte nach dem ersten Halbjahr ein den Aktionären zurechenbarer Verlust von 2,60 Milliarden US-Dollar, wie Glencore im August mitteilte. Auf eine Dividende müssen die Aktionäre deshalb heuer verzichten.