Jedes Jahr werden in der Schweiz 100'000 Katzen getötet
Sie werden ertränkt, erschlagen oder vergiftet: Die hohe Anzahl an in der Schweiz jährlich getöteten Katzen ruft den Tierschutz auf den Plan.
Das Wichtigste in Kürze
- Jährlich werden in der Schweiz 100'000 Katzen getötet.
- Das entspricht einem Drittel der hierzulande streunenden Katzen.
- Rechtlich gesehen ist die Tötung von Katzen in der Schweiz oft nur «Sachbeschädigung».
Insgesamt gibt es laut der Statistik-Seite «Statista» rund 1,85 Millionen Katzen in der Schweiz. Das sind mehr als dreimal so viel, wie es Hunde gibt.
Doch die Präsidentin der Tierschutzorganisation NetAP, Esther Geisser, schlägt Alarm: Jedes Jahr würden in der Schweiz rund 100'000 Katzen getötet. Das ist ein Drittel der schätzungsweise 300'000 heimatlosen Katzen in der Schweiz.
Geisser spricht gegenüber der «Aargauer Zeitung» von einer «Populationskontrolle mittels Tötung», die leider noch immer alltäglich sei.
Auch Yasmine Wenk von «Vier Pfoten» zeigt sich besorgt. Viele der Tötungen wären rechts- und tierschutzwidrig. So würden streunende Katzen oft vergiftet, erschlagen oder ertränkt. Dies geschehe «im Verborgenen.»
Geisser erinnert sich an einen konkreten Fall: Eines Tages wurde NetAP von einer Familie zugezogen, die auf ihrem Grundstück eine ihnen unbekannte Katze mit Säuglingen aufgefunden hat. Ein Bauer kam als Besitzer in Frage.
Darauf angesprochen, schüttelte dieser den Kopf und stellte klar, dass das nicht seine sein könnten. Grund: «Wir töten die Jungen regelmässig, damit sie sich nicht unkontrolliert vermehren.»
Unerlaubte Katzentötung manchmal nur «Sachbeschädigung»
Das ist laut Rechtsprofessor Peter V. Kunz rechtens. Denn solange der Bauer Eigentümer der Katzen sei, «hat er eigentlich eine freie Verfügungsmacht.» Eine Ausnahme bilden Tötungsverfahren, in denen das Tier leidet, beispielsweise durch Ertränken.
Ansonsten würde die Tötung erst dann strafrechtlich relevant, wenn eine Drittperson die Tötung vornehme. Dann handle es sich aber nur um «Sachbeschädigung». Tiertötungen an sich würden in der Schweiz nicht belangt.
Doch nicht eigenständige Massnahmen zur «Populationskontrolle» führen zu der erschreckenden Zahl von jährlich 100'000 getöteten Katzen. So weiss Geisser: Tierschutz-Tierheime seien in der Regel ausgelastet. Habe ein Tierheim aber immer Platz, habe dies den traurigen Grund, dass finanziell aufwändige Katzen eingeschläfert werden.
Vierpfoten, NetAp und Peter V. Kunz sind sich einig: Um das Problem zu lösen, müssten Katzenhalter ihre Tiere kastrieren und mit einem Chip versehen. Nur so könne die Population eingedämmt werden.
Streunerkatzen in ein Tierheim zu bringen, sei des weiteren aus mehreren Gründen nicht die beste Lösung. So führe dies bei den Katzen zu grossem Stress, zudem seien sie nur schwer vermittelbar. Menschen suchen nach zutraulichen Katzen. Streuner seien sich den Umgang mit Menschen jedoch nicht gewohnt.