Jetzt reden die Wirte der Zermatter Walliserkanne
Die Vorfälle rund um die Walliserkanne in Zermatt sorgten für Aufregung in der ganzen Schweiz. Nun äussern sich erstmals die Wirte und schildern ihre Sicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Restaurant Walliserkanne wurde wegen Missachtung der Corona-Regeln geschlossen.
- Drei Familienmitglieder wurden dabei verhaftet.
- Nun sprechen sie das erste Mal über die Vorfälle.
Ende Oktober blickte die ganze Schweiz nach Zermatt VS – genauer gesagt vor das Restaurant «Walliserkanne». Die Betreiber weigerten sich, die Corona-Massnahmen einzuhalten. Schliesslich griff die Polizei ein, verhaftete drei Mitglieder der Wirte-Familie und versiegelte das Restaurant.
Schon bald erhoben die Massnahmen-Gegner schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Diese sei mit übermässiger Brutalität und unverhältnismässig vorgegangen. Die Staatsanwaltschaft wollte die Wirte in Untersuchungshaft nehmen – das Zwangsmassnahmengericht lehnte den Antrag jedoch ab.
Nun hat die Wirtsfamilie Aufdenblatten in der «Weltwoche» zum ersten Mal ihre Sicht der Dinge dargelegt.
«Wie in Mafiafilmen»
«Es lief alles genau so ab, wie wir das sonst in Mafiafilmen sehen», so Sohn Yvan. Zuerst beobachtete er am Morgen des 31. Oktober vier Fremde im Lokal: «Es waren zivile Fahnder, welche die Lage vor Ort auskundschafteten.» Danach sei alles schnell gegangen.
Laut seinen Schätzungen seien gegen 35 Polizeibeamte an der Verhaftung von Yvan Aufdenblatten und seinen Eltern beteiligt gewesen. Dem 31-Jährigen wurde dabei laut eigenen Angaben die Schulter ausgerenkt.
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Die Aufdenblattens lassen im Gespräch mit der «Weltwoche» keine Reue erkennen. Die Wirte-Familie bemängelt formaljuristische Fehler und zu knappe Fristen bei den Abmahnungen und Verfügungen.
Die Gemeinde hätte zwar mehrmals die Schliessung des Lokals verfügt. «Einen schriftlichen, anfechtbaren Entscheid habe ich jedoch erst vor ein paar Tagen erhalten», so Patrick Aufdenblatten. Der Bruder von Yvan wurde nicht verhaftet, da er Ende Oktober in den Ferien weilte.
Hier sieht er aber auch das Problem: «Ich leite offiziell die Walliserkanne (...), man hat also gewissermassen meinen Angestellten verhaftet.»
Schliessungen ignoriert
Tatsache ist: Schon im Sommer widersetzen sich die Walliserkanne-Betreiber der Maskenpflicht. Und vor der Verhaftung schloss die Polizei das Lokal per richterlichem Beschluss – was die Aufdenblattens ignorierten.
Doch die Familie sieht andere Motive hinter dem Durchgreifen der Beamten. «Wir waren die ersten politischen Gefangenen in der Schweiz», so Vater Andreas Aufdenblatten. Man hätte an ihnen ein Exempel statuiert, um andere Wirte abzuschrecken.
Auch der Zermatter Polizeikommandant hat sich nun erstmals zu den Gewalt-Vorwürfen geäussert. «Aus den mir vorliegenden Einsatzberichten geht hervor, dass der Einsatz in voller Übereinstimmung mit den geltenden Vorschriften durchgeführt wurde.» Das sagt Christian Varone gegenüber dem «Walliser Boten».
Die Untersuchungen zu den Ereignissen rund um die Walliserkanne laufen aber noch.